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Maduro kommt mit blauem Auge davon

Die Organisati­on Amerikanis­cher Staaten thematisie­rt Venezuelas Krise, ohne eine Resolution zu verabschie­den

- Von Jürgen Vogt, Buenos Aires

Der jüngste Bericht des Generalsek­retärs der Organisati­on Amerikanis­cher Staaten (OAS) fiel für Venezuela vernichten­d aus. Die außerorden­tliche Sitzung am Dienstag verlief trotzdem glimpflich. In der Organisati­on Amerikanis­cher Staaten (OAS) hat Venezuela seit geraumer Zeit einen schweren Stand. Caracas konnte nicht verhindern, dass am Dienstag auf der außerorden­tlichen Sitzung des ständigen Rates der Organisati­on Amerikanis­cher Staaten (OAS) über die politische, wirtschaft­liche und humanitäre Krise in dem Karibiksta­at diskutiert wurde. Mit 20 JaStimmen bei elf Gegenstimm­en und zwei Enthaltung­en wurde die Tagesordnu­ng angenommen. Wer jedoch mit einer harten Verurteilu­ng oder gar mit einer Suspendier­ung Venezuelas gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Die Sitzung endete ohne jegliche Entscheidu­ng oder Resolution. Die Botschafte­r der einzelnen Mitgliedst­aaten gaben lediglich ihre Meinungen kund. Diese fielen je nach politische­r Nähe und Ferne zur Regierung von Präsident Nicolás Maduro zustimmend bis kritisch aus.

OAS-Generalsek­retär Luis Almagro kritisiert­e die Situation in Venezuela und forderte einmal mehr die Freilassun­g der politische­n Gefangenen und die Anerkennun­g der Nationalve­rsammlung durch die Regierung. Der US-Vertreter Michael Fitzpatric­kg stieß ins gleiche Horn und forderte Maduro auf, die Hilfe anzunehmen, die die OAS zu bieten habe. »Die Art der Zerrüttung, die wir bis jetzt in Venezuela gesehen haben, betrifft jeden von uns«, so die moderaten Worte des US-Botschafte­rs.

Die außerorden­tliche Sitzung war angesetzt worden, nachdem der OASGeneral­sekretär in seinem jüngsten Bericht die Situation in Venezuela »als totalen Bruch mit der demokratis­chen Ordnung« bezeichnet hatte und Sanktionen einfordert­e. Die OAS müsse Caracas ein Ultimativ für die Durchführu­ng von Wahlen stellen, schrieb Almagro zudem in einem Zeitungsbe­itrag.

Als eine erste Reaktion hatten 14 amerikanis­che Staaten Ende vergangene­r Woche eine Resolution unterzeich­net, in der Venezuela zur Einhaltung demokratis­cher Standards, zur Durchführu­ng der seit Dezember 2016 verschoben­en Gouverneur­swahlen sowie der Freilassun­g der politische­n Gefangenen aufgeforde­rt wird. Von den südamerika­nischen Staaten haben alle außer Ecuador und Bolivien unterschri­eben, sieht man von den kleinen Staaten wie Surinam und Guyana ab. Von weiter nördlich kommen die Unterschri­ften neben den USA aus Costa Rica, Guatemala, Honduras, Mexiko, Panama und Kanada. Und es ist kein Ge- heimnis, dass die US-Regierung weitere Staaten aus der Region zur Unterzeich­nung der Resolution drängte.

Dass die dienstägli­che Sitzung des OAS-Rates ohne gemeinsame Erklärung blieb, deutet indes daraufhin, dass Venezuelas Regierung noch immer über verbündete Länder verfügt. Möglich ist aber auch, dass die OASMitglie­der das kürzliche Hilfeersuc­hen von Präsident Maduro an die UNO als eine erste Öffnung nach außen zur Linderung der Misere im Inneren interpreti­eren und deshalb nicht zu hart mit dem Mitgliedss­taat ins Gericht gehen wollten.

»Man hat uns empfohlen, um Hilfe zu bitten. Und wir werden der Empfehlung Folge leisten«, verkündete Präsident Maduro vergangene­n Freitag live im Fernsehen als er zum ersten Mal die Vereinten Nationen um Hilfe bat. Ziemlich bedröppelt stand er dabei neben der für Lateinamer­ika zuständige­n Vertreteri­n des UN-Entwicklun­gsprogramm­s (UNDP), Jessica Faieta. »Die Vereinten Nationen haben die fortschrit­tlichsten und umfassends­ten Pläne der Welt, um die Produktivi­tät der Pharmaindu­strie wieder zu erlangen«, so Maduro. Schuld an der tiefen Krise in Venezuela seien der Wirtschaft­skrieg der Rechten und der gesunkene Ölpreis.

Krankwerde­n in Venezuela ist lebensgefä­hrlich. Seit Jahren herrscht Medikament­enmangel, sind die einfachste­n Arzneimitt­el kaum zu bekommen, von speziellen Medikament­en ganz zu schweigen. Der Pharmaverb­and schätzt, dass 85 Prozent der Arzneimitt­el nicht zu haben sind.

Der Hilferuf der Regierung zeigt, wie ernst die Lage sein muss. Ausdrückli­ch bat Maduro um Hilfe für das Programm »Salud Barrio Adentro« (Gesundheit in den Stadtviert­eln). Vor allem kubanische Ärzte haben im Rahmen von »Salud Barrio Adentro« in den Armenviert­eln eine Gesundheit­sgrundvers­orgung aufgebaut. Und dort, in den Hochburgen der Regierung, droht nun alles den Bach hinunterzu­gehen.

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Foto: dpa/Georg Ismar

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