Beflügelt und mit Zuversicht
Tourismusbranche will mehr ausländische Gäste in den Nordosten locken
Schwerin. Beflügelt von den Rekordzahlen im Vorjahr startet die Tourismusbranche MecklenburgVorpommerns voller Zuversicht und mit klaren Zielen in die neue Saison. 30,3 Millionen Übernachtungen aus dem Jahr 2016 gelten auch 2017 als Richtgröße. »Wir wollen nicht hinter den hervorragenden Ergebnissen des Vorjahres zurückbleiben und wollen über Qualität weiter wachsen«, sagte der Vorsitzende des Landes-Tourismusverbandes, Wolfgang Waldmüller, am Dienstag in Schwerin.
Er forderte eine engere Vernetzung aller Tourismusbereiche im Land. »Wir müssen die Möglichkeiten der Digitalisierung umfassend nutzen, um so unseren Gästen maßgeschneiderte Urlaubserlebnisse bieten zu können«, sagte er. Auch der Präsident des Hotelverbandes Dehoga, Guido Zöllick, warnte davor, sich mit dem Erreichten zufrieden zu geben. »Wir haben davon profitiert, dass viele Deutsche wegen der unsicheren Weltlage im eigenen Land Urlaub machen. Aber ein weiteres Wachstum ist da kaum noch zu erwarten. Wir müssen internationaler werden«, betonte der Rostocker Hotelchef.
Der Wirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns, Harry Glawe (CDU), kündigte eine neue Landestourismuskonzeption an. Ziel solle die weitere Stärkung der Branche sein, die mit 131 000 Beschäftigten und einem Anteil von zwölf Prozent an der Bruttowertschöpfung schon heute zu den tragenden Säulen der Wirtschaft im Nordosten zähle.
Beim Saisonstart der Tourismusbranche wurde der Wildpark Mecklenburg Vorpommern in Güstrow mit dem ADAC-Tourismuspreises 2017 ausgezeichnet. Der Park verbinde zeitgemäße Tierhaltung mit moderner Informationsvermittlung und aktiver Freizeitgestaltung, hieß es. Der Wildpark belebe den Tagestourismus und trage zur Verlängerung der Aufenthaltsdauer und damit zur Urlaubsentscheidung für Mecklenburg-Vorpommern bei.
Während bundesweit 18 Prozent der Übernachtungen von Besuchern aus dem Ausland gebucht werden, sind es in MecklenburgVorpommern nur gut drei Prozent. Ein Schwerpunkt in der Reisesaison, die mit den Osterferien ihren ersten Höhepunkt erlebt, werde daher die Werbung um ausländische Gäste sein, sagte Waldmüller. Vor allem in der Schweiz solle die Werbetrommel gerührt werden. Das Alpenland sei mit einem Anteil von 16 Prozent mit den Niederlanden wichtigstes Quellland für ausländische Gäste. Es folgen Dänemark und Schweden. Bei den nördlichen Nachbarn will vor allem der Golfsport weiter punkten. Laut Landesgolfverband liegt der Anteil ausländischer Gäste auf den 17 Golfplätzen des Landes mit 15 bis 25 Prozent weit über dem Durchschnitt der Tourismusbranche im Nordosten.
Waldmüller betonte, dass bei allen Erfolgen Gästebefragungen immer wieder Defizite offenlegten. »Lücken im Radwegenetz, fehlende Schlechtwetterangebote oder auch die mitunter schlechte Erreichbarkeit von Ferienorten mit öffentlichen Verkehrsmitteln«, sagte er. Zöllick sieht auch Kommunen und Kreise in der Pflicht: »Die Infrastruktur muss stimmen und das eigene Marketing darf nicht kaputt gespart werden. Die Touristen kommen nicht mehr von allein.« Zudem erneuerte er die Forderung nach einer Lockerung des Arbeitszeitgesetzes, das bislang die tägliche Maximalarbeitszeit auf zehn Stunden begrenze. »Wenn sich die Gäste auf einer Hochzeitsfeier wohl fühlen, dann dauert sie auch schon mal länger als geplant. Wie auch eine Tagung, bei der die Teilnehmer länger um Ergebnisse ringen. Da müssen wir einfach flexibler auf die Bedürfnisse unserer Gäste reagieren können«, erklärte Zöllick.