nd.DerTag

Bilder und Bomben

Erneut ist die Bundeswehr in einen Luftschlag mit zivilen Opfern verwickelt

- mdr

Berlin. Ist Al-Mansura das neue Kundus? Es gibt bereits Stimmen, die das verneinen. Nun gut, im aktuellen Fall Al-Mansura hat die Bundeswehr im Kampf gegen den IS Luftaufklä­rungsbilde­r geliefert, mit deren Hilfe ein Ziel bombardier­t wurde. Im Fall Kundus hatte Oberst Klein im September 2009 den Befehl zur Bombardier­ung zweier von den Taliban gestohlene­r Tanklastzü­ge gegeben. Unterschie­de? Natürlich. Aber mit grobem Raster erfasst, sieht man den nicht abstreitba­ren Zusammenha­ng: Die Bundeswehr zieht in den Krieg und Menschen sterben, eben auch solche, die eigentlich nicht getroffen werden sollten – Zivilisten.

Im Fall des syrischen Al-Mansura ist die Rede von mindestens 33 Toten, die laut der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte in London bei einem Angriff von Kampfflugz­eugen der US-geführten Anti-ISKoalitio­n gegen eine Schule in dem von der Terrormili­z kontrollie­rten Ort getötet wurden – wahrschein­lich. In dem Gebäude sollen 40 Familien untergebra­cht gewesen sein. Einen Tag vor dem Luftschlag, der bereits am 19. März stattfand, hatten Tornados der Bundeswehr Aufklärung­sbilder des Angriffszi­els aufgenomme­n und weitergege­ben. So viel steht wohl fest.

Dass der Fall nun ans Licht kam, ist Informatio­nen aus dem Verteidigu­ngsausschu­ss des Bundestags zu verdanken, der am Mittwoch in eigentlich streng geheimer Sitzung über den Fall in Kenntnis gesetzt wurde. Für die Opposition im Bundestag ist die Sachlage klar: »Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen und die Bundesregi­erung sind für die Toten, darunter Frauen und Kinder, mitverantw­ortlich«, so LINKE-Chef Bernd Riexinger. Die sicherheit­spolitisch­e Sprecherin der Grünen, Agnieszka Brugger, erklärte: »Man kann sich nicht aus der Verantwort­ung stehlen, wenn man Aufklärung­sdaten liefert.«

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Foto: dpa/Bundeswehr/Falk Bärwald Tornado-Pilot, voll ausgerüste­t

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