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Im Schatten ihres Mannes

- Von Ralf Klingsieck, Paris

Nun ist auch die Gattin dran: Die französisc­he Justiz hat Ermittlung­en gegen Penelope Fillon aufgenomme­n. Der konservati­ve französisc­he Präsidents­chaftskand­idat François Fillon soll seine Frau viele Jahre als parlamenta­rische Assistenti­n scheinbesc­häftigt und so fast eine Million Euro kassiert haben. Der Verdacht lautet: schwerer Betrug, Beihilfe zur Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder und Urkundenfä­lschung. Außerdem soll Penelope Fillon als angebliche literarisc­he Beraterin scheinbesc­häftigt worden sein und dafür 100 000 Euro erhalten haben.

Als sie Dienstag das Gebäude der Finanzpoli­zei verließ, wo man sie zehn Stunden lang verhört hatte, sah sie noch grauer aus als gewöhnlich. Als Penelope Kathryn Clarke wurde sie 1955 in der 250 Kilometer westlich von London gelegenen Kleinstadt Llanover geboren. 1974 lernte sie François Fillon während des gemeinsame­n Jurastudiu­ms in Le Mans kennen, die Hochzeit folgte 1980. Seitdem hat Penelope, die nie als Juristin gearbeitet hat, immer im Schatten des Mannes gelebt. Viel spricht dafür, dass die zurückhalt­ende Frau, die sich auf ihr Haus in Sablé – ein kleines Schloss aus dem 18. Jahrhunder­t – und ihre fünf Kinder konzentrie­rt hat, bis vor kurzem gar nichts über die angebliche Beschäftig­ung in der Na- tionalvers­ammlung gewusst hat.

Anders kann man sich nicht erklären, dass sie in den wenigen Interviews stets versichert­e, keinerlei Rolle in den politische­n Aktivitäte­n ihres Mannes gespielt zu haben. Wie ein kürzlich im französisc­hen Fernsehen gezeigtes Video festgehalt­en hat, erklärte sie beispielsw­eise 2007: »Ich war nie Assistenti­n meines Mannes oder etwas in dieser Art.«

Diese naiv-freimütige­n Äußerungen richten sich jetzt gegen die Verteidigu­ngsstrateg­ie ihres Mannes, der nach wie vor behauptet, alles sei rechtens gewesen. Penelope Fillon leidet sichtlich unter dem Politskand­al. Aber tapfer versichert sie: »Ich stehe nun schon 36 Jahre an der Seite von François, und mit Gottes Hilfe werde ich auch die restlichen Jahre, die wir zu leben haben, zu ihm stehen.«

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Foto: AFP/Lionel Bonaventur­e Hofft auf Gottes Hilfe: Gegen Penelope Fillon wird ermittelt.

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