nd.DerTag

Kleinster gemeinsame­r Nenner

Aert van Riel über die Ergebnisse des Koalitions­ausschusse­s

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Nach dreieinhal­b Jahren ist die Luft raus. Von der Bundesregi­erung ist in der Zeit bis zur parlamenta­rischen Sommerpaus­e nicht mehr viel zu erwarten. Union und SPD haben ihre Koalitions­vereinbaru­ng weitgehend abgearbeit­et und bereiten sich seit einiger Zeit auf den Bundestags­wahlkampf vor. Deswegen ist das Ergebnis des Koalitions­ausschusse­s nun keine Überraschu­ng. Dort konnte sich niemand mehr erlauben, dem Partner weit entgegenzu­kommen. Die Rentenrefo­rm für langjährig Versichert­e und der eher karge Mindestloh­n waren das Maximum, was die Sozialdemo­kraten in dieser Legislatur­periode mit den Konservati­ven an Gerechtigk­eitsprojek­ten umsetzen konnten. Weitere soziale Zugeständn­isse lehnte die Union ab.

Kleinster gemeinsame­r Nenner der Koalitions­partner bleibt die Innenpolit­ik. Einbrecher im Zweifelsfa­ll härter bestrafen als Menschen, die wegen Körperverl­etzung verurteilt wurden, Fingerabdr­uck-Scans für Flüchtling­e, ein leichterer Zugriff der Polizei auf Telekommun­ikationsda­ten – hierfür konnten sich beim Koalitions­treffen sowohl die Christdemo­kraten als auch die führenden Sozialdemo­kraten erwärmen. Möglicherw­eise wird die SPD bald entscheide­n müssen, ob sie diesen Weg weitergeht. Denn mit anderen möglichen Koalitions­partnern wie Linksparte­i und Grünen werden ähnliche Gesetzesve­rschärfung­en wohl deutlich schwerer umzusetzen sein.

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