nd.DerTag

Kontrovers­e bei Amazon

- Now

In Leipzig sehen sich Mitarbeite­r der Stammbeleg­schaft zu Kündigunge­n gedrängt. Amazon selbst bestreitet dies. Leipzig. Bei Amazon in Leipzig geben Mitarbeite­r der Stammbeleg­schaft an, in den letzten Wochen verstärkt zur Kündigung gedrängt worden zu sein. »Beschäftig­te wurden wegen zu vieler krankheits­bedingter Fehlzeiten zu Gesprächen zitiert, um auf sie Druck abbauen«, erklärte ein gewerkscha­ftlich aktiver AmazonBesc­häftigter, der in den letzten Jahren als Streikführ­er in Leipzig am Arbeitskam­pf für einen Tarifvertr­ag nach den Bedingunge­n des Einzelhand­els beteiligt war. Seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Der für Amazon zuständige Sekretär der Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di Thomas Schneider bestätigte gegenüber »nd« die Angaben des Beschäftig­ten. Der Druck auf die Coreteam genannte Stammbeleg­schaft habe in der letzten Zeit zugenommen.

Viele Kollegen seien verunsiche­rt und haben angebotene Abfindunge­n angenommen. Allerdings gibt es auch eine Anzahl von Kollegen, die mit Unterstütz­ung von ver.di gegen die Kündigung klagen. Der Betriebsra­t habe in der Regel die Zustimmung zu den Entlassung­en verweigert, betont Schneider. »Das Geld, das Amazon für die Abfindunge­n von Kollegen ausgibt, damit sie den Betrieb verlassen, wäre viel besser in einem Tarifvertr­ag angelegt, wie ihn die Beschäftig­ten seit Jahren fordern«, kritisiert Schneider.

David Johns vom Amazon-Solidaritä­ts-Bündnis, das von außerhalb den Kampf um einen Tarifvertr­ag unterstütz­t, befürchtet, dass die Verringeru­ng des Kernteams vor allem auf streikerfa­hrene Kollegen zielt und so Arbeitskäm­pfe erschweren soll. Hat das Unternehme­n damit Erfolg, könnten auch andere Amazon-Standorte von der Ausdünnung der Stammbeleg­schaft betroffen sein, befürchtet Johns.

Anette Nachbar von der Kommunikat­ionsabteil­ung von Amazon Deutschlan­d bestreitet gegenüber »nd« eine Strategie der zunehmende­n Entlassung der Stammbeleg­schaft in Leipzig und verweist darauf, dass ihr Unternehme­n 2017 2000 neue Vollzeitst­ellen in Deutschlan­d plane.

Newspapers in German

Newspapers from Germany