Ende der Turnhallen als Asylheime
Am Freitag sollen Geflüchtete aus der letzten Sporthalle ausziehen
61 Turnhallen waren ursprünglich als Notunterkünfte für Geflüchtete zweckentfremdet worden. Mit monatelanger Verspätung soll damit am Freitag Schluss sein. 200 Menschen in einem Raum, Bett neben Bett, nur zum Teil ist die Sicht zum Nachbarn durch Bettlaken versperrt. Es gibt zu wenige Duschen, Toiletten stehen in Form von DixieKlos vor der Tür. Essen kommt vom Caterer, die Auswahl ist gleich null. Wer sein Handy aufladen möchte, muss mit den Mitbewohnern um die Steckdosen kämpfen.
Zum Höhepunkt des Flüchtlingszuzugs wurden im Herbst 2015 immer mehr Turnhallen zu Notunterkünften umfunktioniert, insgesamt 61. Gedacht für ein paar Tage, vielleicht wenige Wochen, lebten einige Geflüchtete bis zu eineinhalb Jahre in einer solchen Massenunterkunft. Monate später als angekündigt sollen am Freitag nun die letzten Bewohner aus der letzten Turnhalle ausziehen.
»Wir können nun endlich die elende Lebenssituation so vieler geflüchteter Menschen in den Turnhallen beenden«, sagt Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linkspartei). Senat, Bezirke, Behörden und Ehrenamtliche hätten dazu beigetragen. Nächstes Ziel sei nun, andere »prekäre« Notunterkünfte freizuziehen. Im Kongresszentrum ICC, den Hangars am früheren Flughafen Tempelhof, einem alten Kaufhaus, alten Kasernen- und Bürogebäuden leben weitere 12 000 Geflüchtete.
Viele der Geflüchteten zogen von den Turnhallen in Containerdörfer. Dort haben sie mehr Privatsphäre: Familien haben eine eigene Wohnung, Alleinreisende leben in Wohngemeinschaften. In den Containern haben sie eigene Küchen und Bäder. So gut wie reguläre Woh- nungen sind die ad hoc aufgebauten Blechheime bei weitem nicht: Der Wohnraum ist eng, die Mitbewohner darf man sich meist nicht aussuchen, die Hausregeln sind restriktiv: Bewohner müssen sich anund abmelden, genauso wie Besucher. Letztere müssen über Nacht das Containerdorf verlassen.
Ehe die Turnhallen wieder für den Sport nutzbar sind, müssen sie saniert werden. Auch das dauert länger als gedacht. Als erste wurde die Jahnsporthalle in Neukölln im Juli 2016 freigezogen. Im Dezember konnte dort wieder geturnt werden. Der Sanierungsbedarf war als vergleichsweise gering eingeschätzt worden. Die meisten anderen Turnhallen sind voraussichtlich im Herbst wieder nutzbar. Das Land will die Sanierungskosten übernehmen. Laut Finanzverwaltung liegt der Sanierungsbedarf der rund 40 bereits überprüften Hallen bei etwa 15 Millionen Euro.