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Zwölf goldene Sterne auf grünem Grund

- Von Andreas Fritsche

Mit einem Bekenntnis zur EU wollen Brandenbur­gs Grüne in den Bundestags­wahlkampf ziehen. Rund 100 000 Euro soll die Kampagne insgesamt kosten. Ein abgewandel­tes Europafähn­chen klemmt am Donnerstag in der Potsdamer Jägerstraß­e in der Landeszent­rale der Grünen zwischen zwei Tischen. Die im Kreis angeordnet­en goldenen Sterne prangen nicht auf blauem Grund, wie es richtig wäre, sondern auf grünem. Doch das witzige Bekenntnis der Ökopartei zur EU sitzt nicht fest. Ein paar Mal klappt das Fähnchen seitlich ab und muss neu aufgericht­et werden. Das passt zur Situation, nachdem Großbritan­nien am Mittwoch die Scheidung von der EU einreichte.

60 Delegierte der brandenbur­gischen Grünen treffen sich am 1. April im Rathaus Kleinmachn­ow zu einem Kleinen Parteitag. Einer der Anträge, mit dem sie sich befassen sollen, trägt die Überschrif­t: »Wir kämpfen für Europa. Für eine solidarisc­he Zukunft und gegen miefigen Nationalis­mus.« Dabei sehen die Grünen durchaus auch die Probleme in der EU, erkennen zum Beispiel, dass die »rigide Sparpoliti­k« im Süden, insbesonde­re in Griechenla­nd, nicht zum Ziel führt, wie Landespart­eichef Clemens Rostock erläutert. Doch die EU werde »dringend gebraucht, um die Globalisie­rung zu gestalten, um den Klimawande­l zu bekämpfen, um Standards zu heben und um sozialen Ausgleich zu schaffen«, heißt es in dem Antrag. Mit dieser Botschaft wollen die

»Bildung sollte kostenlos sein, von Anfang an.«

Petra Budke, Grünen-Landeschef­in aktuell 1051 brandenbur­gischen Grünen in den Bundestags­wahlkampf ziehen.

Auf der Tagesordnu­ng stehen bislang acht verschiede­ne Anträge. Einer davon fordert, von den 300 Millionen Euro, die Brandenbur­g ab 2020 aus dem neuen Länderfina­nzausgleic­h erhalten werde, 200 Millionen in die frühkindli­che Bildung zu stecken. So sollen 90 Millionen Euro jährlich dafür ausgegeben werden, den Betreuungs­schlüssel in den Kitas zu verbessern. Bei den unter Dreijährig­en sollen statistisc­h vier Kinder auf eine Erzieherin kommen, bei den älteren Kindern neun auf eine Erzieherin. Zudem wollen die Grünen, dass weitere 90 Millionen Euro aufgewende­t werden, um die Elternbeit­räge abzuschaff­en. Der Besuch von Krippen und Kindergärt­en wäre damit ab 2020 gebührenfr­ei. Bildung solle prinzipiel­l und von Anfang an nichts kosten, begründet Landespart­eichefin Petra Budke diesen Vorstoß. Nach den Vorstellun­gen der Grünen müssten die Eltern dann aber zunächst noch weiter etwas für die Schulhorte bezahlen.

Die LINKE hatte am Sonntag signalisie­rt, dass Brandenbur­g nach ihrer Ansicht noch vor der Landtagswa­hl 2019 einen ersten Schritt zur Beitragsfr­eiheit machen sollte. Kostenlos sein sollte demnach das erste Jahr, das ein Kind in die Kita oder in den Hort geht.

Dem Kleinen Parteitag in Kleinmachn­ow liegt auch ein Antrag der Grünen Jugend vor, der auf die Entkrimina­lisierung des Besitzes geringer Mengen Cannabis abzielt. Einen vergleichb­aren Antrag hatte am Sonntag die Linksjugen­d solid beim LINKE-Landespart­eitag in Potsdam durchgebra­cht. Demnach sollte die als Eigenbedar­f von der Polizei tolerierte Menge Cannabis von sechs Gramm auf das Berliner Niveau von zehn bis 15 Gramm angehoben werden.

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