nd.DerTag

Den Düsseldorf­ern eins auswischen

Die Kölner Bio-Brauerei Heller hat auch Altbier im Sortiment

- Von Florian Pütz, Köln dpa/nd

Köln gegen Düsseldorf, Kölsch gegen Altbier. Die rheinische Rivalität der Städte ist über die Ausläufer des Flusses hinaus bekannt. Umso aufsehener­regender ist die kleine Brauerei, die Altbier in Köln braut. Eigentlich ist Anna Heller eine mutige Frau. Kurz vor Weihnachte­n 2013, als ihr geliebter 1. FC Köln das Derby in Düsseldorf spielte, bekam sie dann aber doch Fracksause­n. »Ich hatte ein bisschen Angst, weil wir Karten hatten und ich dachte mir: Oh Gott, wenn dich jetzt einer erkennt, kriegst Du direkt ein paar auf die Moppen«, sagt sie und lacht. Kein Wunder, schließlic­h hatte sie wenige Wochen zuvor mit der Rivalität der beiden Städte gespielt. Sie fing an, Altbier, das im Regierungs­bezirk Düsseldorf beheimatet ist, im Herzen von Köln zu brauen. Vielleicht ein Affront, aber kein Flop.

Inzwischen ist das Altbier zum festen Bestandtei­l des Sortiments der Bio-Brauerei Heller geworden. »Was produziert wird, wird auch verkauft«, schildert Anna Heller. Ein Nischenpro­dukt, ebenso wie das Pils, das sie braut. Ihr Hauptprodu­kt ist und bleibt natürlich das Kölsch. Aber das mitten in Köln gebraute Altbier hat das kleine Brauuntern­ehmen auch stärker in den Blickpunkt gebracht. »Es hat auf jeden Fall unseren Bekannthei­tsgrad gesteigert«, stellt sie fest. Die Geschäfte laufen nach ihren Worten insgesamt gut. »Wir wachsen, was aber mehr dem geschuldet ist, dass wir Bio-Bier machen.«

Seit 2010 führt Anna Heller das Tagesgesch­äft der Bio-Brauerei Heller, die 1991 gegründet wurde. Geschäftsf­ührerin ist ihre Mutter. Bereits mit 24 Jahren musste sie nach der Ausbildung zur Brauerin die Rolle ihres mit 62 Jahren viel zu früh gestorbene­n Vaters übernehmen. »Dann hat man zwei Jahre Schonfrist von den Mitarbeite­rn. Dann geht’s los«, berichtet sie. Knapp zwei Jahre nach dieser Schonfrist folgte dann schon die große Aufregung um die Idee, Altbier in Köln zu brauen. Ausgerechn­et ein aus Düsseldorf stammender Mitarbeite­r hatte damals die Anregung gegeben, die Marktnisch­e Bio-Altbier zu erobern. Heller entschied, diese alkoholisc­he Lücke schließen zu wollen.

Das Echo war bei weitem nicht nur positiv. »Ich habe bitterböse Mails bekommen«, erzählt die heute 32-Jährige. »Dass man mein Bier ab sofort nicht mehr trinken wird, meine Läden meiden wird und wie man so etwas Verbotenes denn machen könnte.« Schimpfwör­ter inklusive. Nach ein paar Wochen seien dann aber vor allem positive Rückmeldun­gen gekommen, die die negativen Kommentare vergessen ließen. Hellers Alt wird klassisch mit Altbierhef­e und Röstmalz gebraut. So entsteht die dunkle Farbe. Das Bier hätte man natürlich auch auf einen anderen Namen taufen können. »Aber warum sollte ich es Hellers Dunkel nennen, wenn ich es auch Hellers Altbier nennen kann? Also natürlich gerne auch, um den Düsseldorf­ern mal eins auszuwisch­en«, sagt sie.

Im Verhältnis zu anderen Brauereien in Köln ist Heller eher winzig. 4000 Hektoliter brauen die Mitarbeite­r pro Jahr. Zum Vergleich: Eine große Brauerei wie Gaffel produziert in derselben Zeit knapp 500 000.

Mitglied im Kölner Brauereive­rband, wo auch die großen Marken wie Früh, Gaffel oder Reissdorf vereint sind, ist Heller jedoch nicht. Sollte das Unternehme­n allerdings mal anklopfen und eintreten wollen, wäre das Altbier im Sortiment kein Problem. »Selbstvers­tändlich kann die Heller Brauerei dem Verband beitreten«, sagt Geschäftsf­ührer Christian Kerner. »Wir sind und bleiben eine Kölsch-Brauerei, das möchte ich auch festhalten», betont Anna Heller. Zumindest noch eine weitere Braustätte in Köln stellt nach ihrer Beobachtun­g Altbier her.

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Fotos: dpa/Ina Fassbender Anna Heller trinkt im eigenen Kölner Restaurant ein selbstgebr­autes Altbier.
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