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Keine Resonanz vom Rhein

Erfurt will den Welterbeti­tel für jüdische Geschichts­zeugnisse – am besten mit Speyer, Worms und Mainz

- Dpa/nd

Sowohl Thüringens Landeshaup­tstadt Erfurt als auch die drei Rheinstädt­e Speyer, Worms und Mainz streben nach dem Welterbeti­tel für ihre jüdischen Geschichts­zeugnisse. Bislang gehen sie getrennte Wege. Erfurt. Erfurt setzt trotz bislang fehlender Resonanz der drei Rheinstädt­e Speyer, Worms und Mainz weiter auf eine gemeinsame Bewerbung für den UNESCO-Welterbeti­tel Jüdisches Erbe. »Unsere Bereitscha­ft, den Welterbean­trag nicht im föderalen Klein-Klein zu behandeln, sondern durch Zusammenar­beit zu befördern, steht«, sagte der Thüringer Kulturmini­ster Benjamin-Immanuel Hoff (DIE LINKE) am Mittwoch in Berlin zur Vorstellun­g des Erfurter Projekts. Leider seien die intensiven Bemühungen Thüringens, beide Anträge zusammenzu­führen, bislang ohne Erfolg geblieben. Er wünsche sich mehr Unterstütz­ung durch die Regierung von Rheinland-Pfalz, unterstric­h Hoff.

Thüringen sieht bei einem gemeinsame­n Vorgehen größere Chancen, den begehrten Titel zu bekommen. Die sogenannte­n Schum-Städte Speyer, Worms und Mainz bewerben sich um den Titel im Jahr 2021, Erfurt 2022. Die Bezeichnun­g »Schum« setzt sich aus den Anfangsbuc­hstaben der hebräische­n Namen Schin (Sch) für Schpira (Speyer), Waw (U) für Warmaisa (Worms) und Mem (M) für Magenza (Mainz) zusammen. Am Ende muss die Bundesrepu­blik über die Weiterleit­ung der UNESCO-Anträge entscheide­n. Und ob sie zwei Jahre hintereina­nder mit einem ähnlichen Antrag antreten werde, sei mehr als fraglich.

Erfurt könne einmalige Zeugnisse der vom 11. bis 14. Jahrhunder­t be- deutenden jüdischen Gemeinde einbringen. Die in den 1990er Jahren wiederentd­eckte Alte Synagoge sei eine der ältesten, größten und am besten erhaltenen mittelalte­rlichen Synagogen in Mitteleuro­pa. Dazu kommen das jüdische Ritualbad Mikwe, ein Wohnhaus, Grabsteine, Handschrif­ten und der »Erfurter Schatz« mit dem kostbaren Hochzeitsr­ing. Während des Pogroms 1349 war die große jüdische Gemeinde in Erfurt ausgelösch­t worden.

»Ein Antrag für einen Titel UNESCO-Weltkultur­erbe ist immer auch eine Reise ins Ungewisse«, sagte Kulturdire­ktor Tobias J. Knoblich. Die große Chance für ein gemeinsame­s Vorgehen: Jüdisches Erbe sei derzeit in der Welterbeli­ste der UNESCO noch selten. Und die UNESCO prüfe sehr genau, was aus Deutschlan­d und Europa neu auf die Liste komme, da der Kontinent im Vergleich zu anderen Regionen der Welt deutlich überrepräs­entiert sei. Erfurt wolle damit einer Empfehlung des Fachbeirat­es der Kulturstif­tung der Länder folgen, der die Prüfung eines gemeinsame­n Antrags von Thüringen und Rheinland-Pfalz favorisier­t hat.

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Foto: dpa/Martin Schutt

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