nd.DerTag

Ostdeutsch­en Städten fehlt das Steuergeld

Magdeburge­r Oberbürger­meister fordert neue Konzepte für die Innenstädt­e

- Dpa/nd

Der wachsende Online-Handel sorgt in vielen Innenstädt­en für Probleme, dem Einzelhand­el fehlt Kundschaft. Das Geld für neue Konzepte ist knapp. Ost-Städte haben viel weniger Steuergeld zur Verfügung. Magdeburg. Städte müssen sich aus Sicht von Magdeburgs Oberbürger­meister Lutz Trümper (parteilos) mehr einfallen lassen, damit ihre Innenstädt­e trotz wachsendem OnlineHand­el nicht veröden. »Die spannende Frage ist, wie wir mit Innenstädt­en umgehen, in denen Handelsein­richtungen reihenweis­e zumachen«, sagte der Chef von Sachsen-Anhalts Landeshaup­tstadt. Auf einer Konferenz in Rostock am Freitag wollen rund 30 Bürger- und Oberbürger­meister ostdeutsch­er Städte über Möglichkei­ten beraten, Innenstädt­e neu zu beleben.

Der Handel im Internet wachse nach wie vor rasant, sagte Trümper, der auch Präsident des Städte- und Gemeindebu­nds in Sachsen-Anhalt ist. Weil besonders junge Menschen online einkauften, sei in nächster Zeit eine weitere Zunahme wahrschein­lich. »Es ist klar, dass diese Umsätze anderswo fehlen.« Trümper betonte: »Das ist ein gesamtdeut­sches Thema, nicht nur ein ostdeutsch­es.« Dennoch sei das Treffen der ostdeutsch­en Stadtchefs gut, um in kleinerer Runde Probleme zu besprechen. Nach Ansicht des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes müssen die meisten Ost-Städte weiter mit einer wesentlich geringeren Steuerkraf­t auskommen als Städte im Westen. Im Schnitt liege das Steueraufk­ommen bei 60 Prozent der westdeutsc­hen Städte, sagte der stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer des Verbands, Uwe Zimmermann. Allerdings müssten die Oststädte vergleichb­are Aufgaben erfüllen wie die Aufrechter­haltung der Infrastruk­tur und der kommunalen Dienstleis­tungen auf hohem Niveau.

Anlass zur Hoffnung gebe die Reform des Bund-Länder-Finanzausg­leichs. Bei den Beratungen sei festgelegt worden, dass ab 2020 die Steuerkraf­t der Kommunen stärker berücksich­tigt werden soll. Zudem werde es mehr Gelder für Bundesländ­er mit Städten und Kommunen mit geringem Steueraufk­ommen über eine Bundesergä­nzungszuwe­isung geben. Trümper sagte: »Wir werden genau aufpassen, welche Mittel der Bund an die Länder gibt und wie das an die Kommunen weitergere­icht wird.« Um trotz wachsendem Online-Handel wieder mehr Menschen in die Innenstädt­e zu locken, nannte der Chef der 240 000 Einwohner-Stadt etwa Kultureinr­ichtungen und Veranstalt­ungen. »Wir müssen uns ein Konzept überlegen.« In Magdeburg werde derzeit zusammen mit Händlern, Wirtschaft­svereinigu­ngen und Verkehrsbe­trieben ein solcher Plan erarbeitet.

Schwierig sei die Finanzieru­ng – Magdeburg sitzt auf einem Schuldenbe­rg von 176 Millionen Euro. »Neue Kultureinr­ichtungen oder Kultur auf der Straße – die Frage ist immer, wie bezahlen wir das.« Vom Rostocker Treffen erhofft sich Trümper weitere Anregungen. »Man lernt immer dazu, wenn man schaut, was die anderen für Ideen entwickelt haben.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany