5000 Prozent mehr Gehalt
Im Streit um faire Bezahlung im US-amerikanischen Eishockey kam es zwei Tage vor der WM zu einer Einigung mit streikenden Spielerinnen
Die US-Eishockeyspielerinnen haben nach einer Übereinkunft mit ihrem Verband den Boykott der HeimWM abgeblasen. Ab Freitag verteidigen sie ihren WM-Titel. Gleich zu Beginn wartet der Erzrivale. Die US-amerikanischen Eishockeyspielerinnen werden nun doch an der Heim-WM in Plymouth teilnehmen. Wie der nationale Verband zwei Tage vor Turnierbeginn bekanntgab, hätte sich USA Hockey mit den Spielerinnen geeinigt. Diese verzichten somit auf einen Boykott der an diesem Freitag beginnenden Weltmeisterschaft. »Heute sind alle zusammengekommen und haben Kompromisse gemacht, um für eine Verbesserung zu sorgen«, sagte Jim Smith, Präsident von USA Hockey. Man werde jetzt nach vorn schauen und den Tag als einen der besten in der Geschichte des Verbandes in Erinnerung behalten.
Der Eishockey-WM der Frauen hatte der Boykott der besten Spielerinnen des Gastgeberlands gedroht. Sie hatten vor zwei Wochen erklärt, nicht zur Titelverteidigung anzutreten, solange keine »signifikanten Fortschritte« in den schon seit mehr als einem Jahr laufenden Verhandlungen über faire Bezahlung und Unterstützung erzielt würden. Ein mit dem Verband bereits ausgehandelter Vertrag, der ihnen höhere finanzielle Zuwendungen und andere Vorteile garantieren soll, war durch das Exekutivkomitee wieder eingezogen worden. Der Rückzieher sorgte für heftige Kritik. Die Nationalspielerinnen des Weltmeisters wollten erreichen, dass der Vertrag doch noch vor dem Titelkampf in Kraft trat.
Am Montagabend kam es dann zu einer Dringlichkeitssitzung des Verbandes und einen Tag später zur Einigung. »Unser Sport ist heute der große Sieger«, sagte Teamkapitänin Meghan Duggan: »Wir haben für das gekämpft, was das Richtige ist. Die Verbandsführung hat zugehört, beide Seiten haben sich geeinigt.«
Wie genau die Abmachung zwischen den beiden Parteien aussieht, wurde nicht bekannt gegeben. Laut »USA Today« bekommt jede Spielerin künftig 70 000 Dollar im Jahr, im Olympiajahr sollen es mehr als 100 000 Dollar (93 000 Euro) sein. Viele Spielerinnen hatten vorher beklagt, dass der Verband ihnen lediglich in den sechs Monaten vor Olympischen Spielen ein Gehalt von 1000 Dollar im Monat bezahlt habe. In den dreieinhalb Jahren davor gab es so gut wie gar keine Unterstützung. Auch bei Erstattungen von Flügen und Hotelkosten soll es nun Verbesserungen geben.
USA Hockey hatte bislang sogar Jugendmannschaften bei den Männern viel stärker als die A-Auswahl der Frauen unterstützt, obwohl letztere bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen in der Vergangenheit viel erfolgreicher waren als die Profis aus der NHL. Auch Spieler der nordamerikanischen Hockeyliga und deren Gewerkschaft NHLPA hatten sich zuvor mit den Frauen solidarisiert und selbst einen Boykott der Männer-WM im Mai in Paris und Köln erwogen.
Zuletzt hatten auch 14 Mitglieder des US-Senats in der Angelegenheit den Verband angeschrieben und die Forderungen des Nationalteams der Frauen nach fairer Bezahlung unterstützt. »Als Senatoren sind wir sehr auf die Gleichbehandlung der Geschlechter in allen Bereichen des amerikanischen Lebens bedacht. Wir schreiben, um unsere ernsthaften Sorgen über die Vorwürfe der Mitglieder des USNationalteams der Eishockeyspielerinnen zum Ausdruck zu bringen«, heißt es unter anderem in dem Brief an Exekutivdirektor Dave Ogrean.
Nach der Einigung steht der Titelverteidigung nichts mehr im Weg. Die USA treffen gleich im ersten Spiel auf Kanada. Diese beiden Länder standen sich seit der ersten WM 1990 immer im Finale gegenüber. Auch die fünf Olympiaturniere gewannen immer die USA oder Kanada. Die deutsche Mannschaft startet gegen den Olympiavierten Schweden.