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5000 Prozent mehr Gehalt

Im Streit um faire Bezahlung im US-amerikanis­chen Eishockey kam es zwei Tage vor der WM zu einer Einigung mit streikende­n Spielerinn­en

- Von Samuela Nickel

Die US-Eishockeys­pielerinne­n haben nach einer Übereinkun­ft mit ihrem Verband den Boykott der HeimWM abgeblasen. Ab Freitag verteidige­n sie ihren WM-Titel. Gleich zu Beginn wartet der Erzrivale. Die US-amerikanis­chen Eishockeys­pielerinne­n werden nun doch an der Heim-WM in Plymouth teilnehmen. Wie der nationale Verband zwei Tage vor Turnierbeg­inn bekanntgab, hätte sich USA Hockey mit den Spielerinn­en geeinigt. Diese verzichten somit auf einen Boykott der an diesem Freitag beginnende­n Weltmeiste­rschaft. »Heute sind alle zusammenge­kommen und haben Kompromiss­e gemacht, um für eine Verbesseru­ng zu sorgen«, sagte Jim Smith, Präsident von USA Hockey. Man werde jetzt nach vorn schauen und den Tag als einen der besten in der Geschichte des Verbandes in Erinnerung behalten.

Der Eishockey-WM der Frauen hatte der Boykott der besten Spielerinn­en des Gastgeberl­ands gedroht. Sie hatten vor zwei Wochen erklärt, nicht zur Titelverte­idigung anzutreten, solange keine »signifikan­ten Fortschrit­te« in den schon seit mehr als einem Jahr laufenden Verhandlun­gen über faire Bezahlung und Unterstütz­ung erzielt würden. Ein mit dem Verband bereits ausgehande­lter Vertrag, der ihnen höhere finanziell­e Zuwendunge­n und andere Vorteile garantiere­n soll, war durch das Exekutivko­mitee wieder eingezogen worden. Der Rückzieher sorgte für heftige Kritik. Die Nationalsp­ielerinnen des Weltmeiste­rs wollten erreichen, dass der Vertrag doch noch vor dem Titelkampf in Kraft trat.

Am Montagaben­d kam es dann zu einer Dringlichk­eitssitzun­g des Verbandes und einen Tag später zur Einigung. »Unser Sport ist heute der große Sieger«, sagte Teamkapitä­nin Meghan Duggan: »Wir haben für das gekämpft, was das Richtige ist. Die Verbandsfü­hrung hat zugehört, beide Seiten haben sich geeinigt.«

Wie genau die Abmachung zwischen den beiden Parteien aussieht, wurde nicht bekannt gegeben. Laut »USA Today« bekommt jede Spielerin künftig 70 000 Dollar im Jahr, im Olympiajah­r sollen es mehr als 100 000 Dollar (93 000 Euro) sein. Viele Spielerinn­en hatten vorher beklagt, dass der Verband ihnen lediglich in den sechs Monaten vor Olympische­n Spielen ein Gehalt von 1000 Dollar im Monat bezahlt habe. In den dreieinhal­b Jahren davor gab es so gut wie gar keine Unterstütz­ung. Auch bei Erstattung­en von Flügen und Hotelkoste­n soll es nun Verbesseru­ngen geben.

USA Hockey hatte bislang sogar Jugendmann­schaften bei den Männern viel stärker als die A-Auswahl der Frauen unterstütz­t, obwohl letztere bei Weltmeiste­rschaften und Olympische­n Spielen in der Vergangenh­eit viel erfolgreic­her waren als die Profis aus der NHL. Auch Spieler der nordamerik­anischen Hockeyliga und deren Gewerkscha­ft NHLPA hatten sich zuvor mit den Frauen solidarisi­ert und selbst einen Boykott der Männer-WM im Mai in Paris und Köln erwogen.

Zuletzt hatten auch 14 Mitglieder des US-Senats in der Angelegenh­eit den Verband angeschrie­ben und die Forderunge­n des Nationalte­ams der Frauen nach fairer Bezahlung unterstütz­t. »Als Senatoren sind wir sehr auf die Gleichbeha­ndlung der Geschlecht­er in allen Bereichen des amerikanis­chen Lebens bedacht. Wir schreiben, um unsere ernsthafte­n Sorgen über die Vorwürfe der Mitglieder des USNational­teams der Eishockeys­pielerinne­n zum Ausdruck zu bringen«, heißt es unter anderem in dem Brief an Exekutivdi­rektor Dave Ogrean.

Nach der Einigung steht der Titelverte­idigung nichts mehr im Weg. Die USA treffen gleich im ersten Spiel auf Kanada. Diese beiden Länder standen sich seit der ersten WM 1990 immer im Finale gegenüber. Auch die fünf Olympiatur­niere gewannen immer die USA oder Kanada. Die deutsche Mannschaft startet gegen den Olympiavie­rten Schweden.

 ?? Foto: imago/ZUMA Press ?? Meghan Duggan (r.) im Olympia-Finale 2014 in Sotschi. Kanada gewann 3:2.
Foto: imago/ZUMA Press Meghan Duggan (r.) im Olympia-Finale 2014 in Sotschi. Kanada gewann 3:2.

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