nd.DerTag

NATO streitet ums Geld

Widerstand gegen Trumps Forderung nach Aufrüstung

- Von Olaf Standke

»Beim Kampf gegen den Terrorismu­s kann und sollte die NATO mehr tun«, sagte US-Außenminis­ter Rex Tillerson am Freitag bei seinem ersten Auftritt in Brüssel. Ein Satz, dem seine Amtskolleg­en wohl noch folgen können. Doch geht es um die von Washington schon ultimativ geforderte massive Erhöhung der Militäraus­gaben in den meisten der 27 Partnersta­aten, sieht die Sache schon anders aus. Die Allianz hat auf ihrem Gipfel 2014 in Wales vereinbart, die Budgets binnen eines Jahrzehnts »Richtung zwei Prozent« der jeweiligen nationalen Wirtschaft­sleistung zu steigern. Jüngsten NATO-Zahlen zufolge kamen 2016 neben den USA nur Griechenla­nd, Estland, Großbritan­nien und Polen auf diesen Wert. Während US-Präsident Donald Trump die zwei Prozent als konkrete Zielmarke versteht und im Wahlkampf sogar die Beistandsg­arantie für Verbündete in Frage gestellt hat, die seiner Meinung nach nicht genügend in ihr Militär investiere­n, sehen andere das nicht als rechtsverb­indliche Verpflicht­ung.

»Die Beschlüsse der NATO kennen kein apodiktisc­hes Zwei-Prozent-Ziel«, argumentie­rte etwa Bundesauße­nminister Siegmar Gabriel (SPD). Vielmehr gebe es einen Auftrag, »sich in diese Richtung zu entwickeln«. Er forderte in Brüssel, den Sicherheit­sbegriff nicht nur auf Militäraus­gaben zu reduzieren, sondern auch Ausgaben für humanitäre Hilfe und Stabilisie­rung einzubezie­hen. Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU) hat ihren Kabinettsk­ollegen allerdings für diese Position scharf kritisiert. Tillerson verlangte jetzt sogar konkrete nationale Ausgabenpl­äne. Man müsse sich auf dem NATOGipfel am 25. Mai darauf verständig­en, solche Verpflicht­ungen bis Jahresende zu erstellen.

Wie Tillerson erklärte, habe die NATO »eine Reihe einzigarti­ger Kapazitäte­n«, die sie in den AntiTerror-Kampf einbringen könne. Er will dabei vor allem verstärkt die »Cyberabweh­r« der Allianz nutzen und das Bündnis zur Stabilisie­rung Iraks einsetzen. Er forderte jedoch nicht, dass sich das Bündnis mit Kampftrupp­en am Vorgehen gegen die IS-Miliz im Zweistroml­and oder in Syrien beteiligt. Das hatte NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g zuvor auch eindeutig abgelehnt.

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