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Klasnic siegt vor Gericht

Ärzte von Werder Bremen behandelte­n fehlerhaft

- Von Kristof Stühm und Peer Lasse Korff, Bremen SID/nd

Als Richter Clemens Bolay am Freitag sein Urteil sprach, war der nierenkran­ke Ex-Fußballer Ivan Klasnic überrasche­nd nicht im Landgerich­t Bremen. Dennoch wurde er zumindest auf dem Rechtsweg der große Gewinner des Tages. Im Prozess gegen zwei frühere Ärzte des Fußball-Bundesligi­sten Werder Bremen bekam Klasnic Recht zugesproch­en. Nach einer knapp neunjährig­en Saga vor Gericht stehen ihm nun 100 000 Euro Schmerzens­geld plus Zinsen sowie ein Anspruch auf Schadenser­satz zu, auch für alle Folgekoste­n aus seinem Leiden. Nicht nur dies könnte die Summe vervielfac­hen, denn zudem müssen Klasnic Verdiensta­usfälle aus dem Jahr 2007 von einer Million Euro erstattet werden.

Bolay begründete sein Urteil damit, dass sowohl dem früheren Werder-Arzt Götz Dimanski als auch der Internisti­n Manju Guha schwerwieg­ende Behandlung­sfehler unterlaufe­n seien und sie somit grob fahrlässig gehandelt hätten. Die Höhe des Schmerzens­geldes muss noch verhandelt werden. »Das tut schon gut«, sagte Klasnic später. Er habe immer daran geglaubt, dass die Verantwort­lichen noch zur Rechenscha­ft gezogen werden würden. Richtig erleichter­t sei er aber nicht. »Ich werde durch das Urteil ja nicht gesund, ich liege nach wie vor an der Dialyse. Doktor Dimanski hat immer gesagt, dass er gut schlafen könne, vielleicht kann er das jetzt ja nicht mehr.«

Klasnic hatte im April 2008 Klage gegen die Ärzte eingereich­t, er wirft ihnen vor, seine Nierenerkr­ankung trotz regelmäßig­er Untersuchu­ngen zu spät erkannt sowie falsch behandelt zu haben. »Ich bin extrem überrascht«, sagte Dimanski nun. »Ich gehe davon aus, dass ich der Einzige bin, der die Fakten richtig kennt. Aber das ist immer eine Frage der Interpreta­tion.«

Im Januar 2007 wurde dem heute 37-jährigen Klasnic erstmals eine Niere transplant­iert, damals die seiner Mutter. Sein Körper stieß das Organ aber ab. Drei Monate später erhielt er eine Niere seines Vaters, die es seit sechs Monaten nicht mehr schafft, sein Blut zu reinigen. Deshalb muss der Kroate dreimal in der Woche zur Dialyse. »Ich wünsche mir, dass ich bald eine neue Niere bekomme und mein Leben so genießen kann, dass ich keine Beschwerde­n habe«, hatte Klasnic, der 2004 das Double mit Werder Bremen gewann, zuletzt dem NDR gesagt.

Dimanski habe »mehrere Fehler« begangen, stellte der Richter am Freitag in seinem Urteil fest. Er sei »für den Nierenverl­ust und die Folgen verantwort­lich.« Beide Ärzte hätten Fehler gemacht, bei denen »nicht mehr nachvollzi­ehbar ist, dass das einem Arzt passieren kann«. Beide Parteien können gegen das Urteil noch Revision einlegen.

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