Klasnic siegt vor Gericht
Ärzte von Werder Bremen behandelten fehlerhaft
Als Richter Clemens Bolay am Freitag sein Urteil sprach, war der nierenkranke Ex-Fußballer Ivan Klasnic überraschend nicht im Landgericht Bremen. Dennoch wurde er zumindest auf dem Rechtsweg der große Gewinner des Tages. Im Prozess gegen zwei frühere Ärzte des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen bekam Klasnic Recht zugesprochen. Nach einer knapp neunjährigen Saga vor Gericht stehen ihm nun 100 000 Euro Schmerzensgeld plus Zinsen sowie ein Anspruch auf Schadensersatz zu, auch für alle Folgekosten aus seinem Leiden. Nicht nur dies könnte die Summe vervielfachen, denn zudem müssen Klasnic Verdienstausfälle aus dem Jahr 2007 von einer Million Euro erstattet werden.
Bolay begründete sein Urteil damit, dass sowohl dem früheren Werder-Arzt Götz Dimanski als auch der Internistin Manju Guha schwerwiegende Behandlungsfehler unterlaufen seien und sie somit grob fahrlässig gehandelt hätten. Die Höhe des Schmerzensgeldes muss noch verhandelt werden. »Das tut schon gut«, sagte Klasnic später. Er habe immer daran geglaubt, dass die Verantwortlichen noch zur Rechenschaft gezogen werden würden. Richtig erleichtert sei er aber nicht. »Ich werde durch das Urteil ja nicht gesund, ich liege nach wie vor an der Dialyse. Doktor Dimanski hat immer gesagt, dass er gut schlafen könne, vielleicht kann er das jetzt ja nicht mehr.«
Klasnic hatte im April 2008 Klage gegen die Ärzte eingereicht, er wirft ihnen vor, seine Nierenerkrankung trotz regelmäßiger Untersuchungen zu spät erkannt sowie falsch behandelt zu haben. »Ich bin extrem überrascht«, sagte Dimanski nun. »Ich gehe davon aus, dass ich der Einzige bin, der die Fakten richtig kennt. Aber das ist immer eine Frage der Interpretation.«
Im Januar 2007 wurde dem heute 37-jährigen Klasnic erstmals eine Niere transplantiert, damals die seiner Mutter. Sein Körper stieß das Organ aber ab. Drei Monate später erhielt er eine Niere seines Vaters, die es seit sechs Monaten nicht mehr schafft, sein Blut zu reinigen. Deshalb muss der Kroate dreimal in der Woche zur Dialyse. »Ich wünsche mir, dass ich bald eine neue Niere bekomme und mein Leben so genießen kann, dass ich keine Beschwerden habe«, hatte Klasnic, der 2004 das Double mit Werder Bremen gewann, zuletzt dem NDR gesagt.
Dimanski habe »mehrere Fehler« begangen, stellte der Richter am Freitag in seinem Urteil fest. Er sei »für den Nierenverlust und die Folgen verantwortlich.« Beide Ärzte hätten Fehler gemacht, bei denen »nicht mehr nachvollziehbar ist, dass das einem Arzt passieren kann«. Beide Parteien können gegen das Urteil noch Revision einlegen.