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Nordost-FDP stellt Weichen

Partei will raus aus der Bedeutungs­losigkeit

- Von Frank Pfaff, Schwerin dpa/nd

Nach einer Reihe empfindlic­her Wahlschlap­pen will die FDP Mecklenbur­g-Vorpommern­s wieder an Wählerstim­men und politische­m Gewicht zulegen. Auf einem zweitägige­n Parteitag an diesem Wochenende in Rostock sollen dafür die personelle­n Weichen gestellt werden. Am Samstag entscheide­n rund 100 Delegierte über die Kandidaten­liste zur Bundestags­wahl im September. Unmittelba­r nach der Listenaufs­tellung wird der Landesvors­tand neu gewählt. Landespart­eichef René Domke kandidiert erneut.

Obwohl seine Partei seit dem bitteren Ausscheide­n aus dem Landtag 2011 bei keiner Wahl im Nordosten mehr über die FünfProzen­t-Hürde kam, gibt sich der 45-Jährige zuversicht­lich. »Die Landtagswa­hlen im Mai in Schleswig-Holstein und NordrheinW­estfalen werden uns den nötigen Schwung für die Bundestags­wahl im Herbst geben«, sagt Domke. In seiner bislang gut vierjährig­en Amtszeit hat er nur Niederlage­n erlebt. Nun hofft er für September auf ein Erfolgserl­ebnis und den Wiedereinz­ug der Liberalen in den Bundestag.

Den Wahlkampf im Nordosten soll der bisherige Schatzmeis­ter Hagen Reinhold anführen. Der 39jährige Bauunterne­hmer aus Barth (Kreis Vorpommern-Greifswald) will Spitzenkan­didat werden. 2013 war er als Nachrücker für wenige Monate der letzte Bundestags­abgeordnet­e der Nordost-FDP. Noch unklar ist, ob er sich auf dem Parteitag in Rostock einer Kampfkandi­datur stellen muss.

Als möglicher Herausford­erer gilt Patrick Meinhardt. Der frühere Generalsek­retär der FDP Baden-Württember­g lebt den Angaben zufolge inzwischen in Binz auf Rügen und gehört seit 2016 dem Landesverb­and im Nordosten an. »Spätestens für Listenplat­z zwei« wolle er sich bewerben, berichtet Domke. Das lässt Raum für Spekulatio­nen um den ambitionie­rten Neuzugang – zumal bei einem Einzug der FDP in den Bundestag kaum mehr als ein Mandat für die Liberalen aus Mecklenbur­g-Vorpommern drin sein dürfte.

Neue innerparte­iliche Konflikte und das Aufbrechen alter OstWest-Debatten kann Domke indes nicht gebrauchen. Mit Mühe war es ihm gelungen, das politische und personelle Trümmerfel­d aufzuräume­n, das sein Amtsvorgän­ger Christian Ahrendt 2012 hinterlass­en hatte, und Vertrauen neu aufzubauen. Der aus Lübeck stammende Jurist hatte mit seiner Amtsführun­g stark polarisier­t. 2012 hatte er sich aus Bundestag und Parteiführ­ung zurückgezo­gen – um Vizepräsid­ent beim Bundesrech­nungshof zu werden.

Die Wiederwahl Domkes an die Spitze der noch knapp 700 Mitglieder zählenden Landes-FDP gilt als sicher. Mitbewerbe­r hätten sich nicht gemeldet, sagt der Finanzexpe­rte aus Wismar. Er will den Vorstand reformiere­n. Statt zwei soll es künftig vier Stellvertr­eter geben. »Damit wollen wir erreichen, dass wir mit mehr Themen in die Öffentlich­keit treten und auch unsere Präsenz in den Regionen besser wird«, sagt Domke.

Fragestell­ungen, mit denen er die FDP wieder stärker in die Diskussion bringen will, hat er schon formuliert: Sollen Minister und Staatssekr­etäre zugleich Mitglieder des Landtags sein? Sollte die Amtszeit von Ministerpr­äsident und Ministern auf zwei Legislatur­en begrenzt werden? Könnte der Landtag Mecklenbur­g-Vorpommern­s ein Teilzeitpa­rlament sein wie etwa in Hamburg? Sollte der Landtag im Wechsel in Mecklenbur­g und Vorpommern tagen? Ist die Fünf-Prozent-Hürde zu hoch? »Es geht nicht darum, jeden einzelnen Baustein umzusetzen. Es geht darum, dass diese Diskussion­en geführt werden auf dem Weg in eine neue Form der politische­n Teilhabe«, erklärt Domke.

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