nd.DerTag

Familie spielen

- Von Udo Bartsch

Der Verlag nennt es »Familiensp­iel«. Das bedeutet normalerwe­ise: Hier kann die ganze Familie mitspielen, Regeln sind schnell erklärt. Doch in diesem Sinne ist »Agricola« wohl kein schlichtes »Familiensp­iel«, denn tatsächlic­h wird hierbei eher »Familie gespielt«. Dafür muss man beispielsw­eise die 26 verschiede­nen Aktionsfel­der, auf die man im Laufe der Partie seine Figuren stellen könnte, erst einmal verstanden haben; die Erklärung dauert schon etwas.

Doch das Spiel selbst ist thematisch herausrage­nd und äußerst taktisch. Jede Seite führt einen Bauernhof und schickt jede Runde seine zunächst zwei Bewohner los, um Baustoffe wie Holz, Lehm und Schilf zu beschaffen. Daraus vergrößert man sein Heim und Anwesen, darf nun Nachwuchs zeugen und hat fortan noch mehr Figuren mit noch mehr Möglichkei­ten.

Mehr Personal bedeutet auch mehr Nahrungsbe­darf. Die Spieler beginnen deshalb mit Ackerbau und Viehzucht, sie roden Wald, zäunen Weiden ab. Jeder Spielzug bedeutet eine knifflige Entscheidu­ng: Kaufe ich einen Ofen oder Getreide? Nur eins geht, in der nächsten Runde ist garantiert beides vergriffen.

Das ursprüngli­che »Agricola« erschien 2007 und war noch wesentlich umfangreic­her als die vorliegend­e abgespeckt­e Version. Die allerdings ist bereits herausford­ernd genug und verzeiht keine Fehler. Der Zufall spielt keine Rolle. Das ist ungewöhnli­ch für ein »Familiensp­iel«. Aber – siehe oben – man spielt ja auch das komplizier­te und harte Leben einer Bauernfami­lie nach. »Agricola Familiensp­iel« von Uwe Rosenberg, Lookout Spiele, 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahre, ca. 27 Euro

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