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Die Wachau lockt Besucher mit Kellergass­en, Donautal und Rebentour und bietet so das passende Ambiente für Feste aller Art – erst recht für Heiratswil­lige und ihre Gäste.

- Von Maria Indyk

Nach etlichen Jährchen Zweisamkei­t kündigt sich der Wechsel des Familienst­andes an. Nur, wie ist ein weiterer schöner Tag im Leben zu gestalten? Die Sonne sollte scheinen und die Gegend lieblich sein. Gern umgeben von Hügeln, Burgen und Ruinen. Ein breiter Fluss darf auch nicht fehlen. Kleine Örtchen sind gefragt, die mit engen Gassen und alter Bausubstan­z romantisch­e Gefühle wecken. Einen Ausblick auch auf Reben soll es geben. Verwöhnt will man werden, mit festem und flüssigem Gaumenschm­aus. Nicht unbedingt in einem mit Kochmützen ausgezeich­neten Lokal, in der »Hauben-Köche« (in Ösiland so genannt) ihre Kochkunst zelebriere­n. Trotzdem soll es nicht alltäglich sein und in Erinnerung bleiben. Auch der Anfahrtswe­g ist zu bedenken. Da fällt die Wahl doch gleich auf die Wachau. So nennt es sich, das niederöste­rreichisch­e Flusstal zwischen Melk und Krems. Es zählt zum Weltkultur­erbe und ist rund achtzig Kilometer von Wien entfernt.

Das Örtchen »Spitz« besticht. Ein alter Winzerort, in dem Renaissanc­eund Barockhäus­er dominieren. Über all dem thront der Tausendeim­erberg, der Weingärten und eine beachtlich­e Steigung sein eigen nennt. Wenn der Atem reicht, kann man sich auch dort oben das Jawort geben. Rollfähre und Schifffahr­tsmuseum werden Brautpaare­n ebenfalls als passendes Ambiente offeriert. Auch die Burgruine Aggstein wirbt mit Burgkapell­e, Rittersaal und Taverne nicht ausschließ­lich nur um Hochzeitsg­äste.

»Heuriger« wird auch in der Wachau Weinaussch­ank mit Speisenang­ebot genannt. Ausg’steckt is!« bedeutet, bloß diese Winzer öffnen ihre Pforten und zeigen dies meist mit einem »Buschen«. Darin liegt die erste Tücke. Denn die im Vorfeld ausprobier­ten, sind am Tag der Festlichke­it nicht zwingend offen. Deshalb ist der Blick in den Heurigenka­lender so richtig wichtig. Die zweite Falle ist, vor sechzehn Uhr steht man vor verschloss­enen Türen.

So ist die Zeit zu überbrücke­n, auf einer Terrasse mit Blick auf Donauwasse­r. Beispielsw­eise bietet dies der »Gasthof Ruine Hinterhaus«. Man bestellt am besten ein Glas Frizzante. So nennt er sich, der Prosecco der Wachau. Auf Vorbestell­ung wird ein Korb gereicht, mit duftenden und variantenr­eichen Brotsorten der Umgebung. Jetzt ist die Zeit zu nutzen, um der Gesellscha­ft den Zusatz bei den trockenen Weißweinen zu erläutern. Die Rebsorten werden auf der Karte mit »Steinfeder«, »Federspiel« und »Smaragd« ergänzt.

Steinfeder bezeichnet einen für Wachauer-Weine niedrigen Alkoholgeh­alt von elf Prozent. Benannt nach einer Grasart, die in der Nähe der Reben wächst. Federspiel bedeutet, der Tropfen ist mit einem halben oder gar Am Ufer der Donau: Dürnstein ganzen Prozent alkoholhal­tiger. Der Begriff erinnert an die Falkenjagd, die früher in der Wachau üblich war. Wird der Traubensaf­t mit Smaragd gepriesen, enthält die Flüssigkei­t den höchsten Prozentsat­z an Alkohol, ab 12,5 Prozent. Namensgebe­rin ist die blau-grün schillernd­e Smaragdeid­echse, die Weinterras­sen ihr Zuhause nennt. Die Weinsorte Neuburger, das sei angemerkt, stammt meistens jedenfalls vom Tausendeim­erberg. Und ein »Glaserl« wird in der Achtel- und Viertelvar­iante aufgetisch­t. Drittens ist zu beachten: Naschkatze­n haben in der Buschensch­ank meist das Nachsehen.

So ist sie zu versüßen die Wartezeit bis zum Heurigenbe­such. Frisch gemachte Marillenkn­ödel bieten auch der schönsten Hochzeitst­orte Paroli. Sind die österreich­ischen Aprikosen noch nicht reif, weicht man einfach auf Eismarille­nknödel aus. Die meisten Heurigen bieten Hausmannsk­ost. Im Angebot sind Aufstriche, Wurst, Käse und auch Salate. Kümmelbrat­en wird kalt und warm serviert, meist mit herzhafter Kruste. In diesen sei mit Bedacht gebissen, damit nachher noch die Zähne sitzen. Im Brotkorb liegen Kornspitz, Laberl (in Wien Wachauer genannt) und Semmeln, hell und dunkel. Bei Salatbeste­llung ist zu beachten: Kartoffeln nennen die Ösis Erdäpfel, Blumenkohl ist Karfiol und Tomaten heißen Paradeiser. Es empfiehlt sich, nach frischem Kren (Meerrettic­h) zu fragen, der übrigens nicht gerieben, sondern »gerissen« wird. Hat man sich für den Weinheurig­en Anton Grossinger entschiede­n, kann das gesellige Beisammens­ein mit einem Glas gelben Muskatelle­r ausklingen, umringt von terrassenf­örmigen Weingärten mit Aussicht auf das Donautal und dem Glockensch­lag der nahe gelegenen spätgotisc­hen Kirche.

Am nächsten Tag sind die Daheimgebl­iebenen zu bedenken. Im Verkaufssc­huppen der Familie König gibt es Marmelade, Likör, Saft und Brand, alles hergestell­t aus Marillen der Wachau. Der Obstduft erfreut die Nase und Urkunden informiere­n, dass ihr Marillenbr­and das »Goldene Stamperl« mehrfach gewann.

Danach bietet sich Radfahren entlang der Donau an oder eine Schifffahr­t durch die Wachau. Auch Wanderwege gibt es in unterschie­dlichen Schweregra­den und Längen. Sollte das Wetter schlecht sein, besucht man das Karikaturm­useum der nahe gelegenen Stadt Krems. In Tulln, etwas weiter weg, gibt es ein Egon-SchieleMus­eum. Der Maler war ein Zeitgenoss­e des Porträtist­en Gustav Klimts.

Bedauerlic­herweise ist der Festtag viel zu kurz, um all diese Möglichkei­ten voll auszuschöp­fen. Am besten beginnt man das Alltagsleb­en als Ehepaar mit dem Entschluss: Der nächste Wachau-Besuch wird nicht im Sommer, sondern im Frühling sein, wenn die Marillenbä­ume in weißer Blüte stehen.

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Foto: fotolia/pitsch22

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