nd.DerTag

Zusammenha­lt – trotz aller Vorbehalte

Internatio­nales Medienecho zum Anschlag in Russland

-

Berlin. Nach dem Bombenansc­hlag in einer U-Bahn in Petersburg arbeiten die russischen Behörden an der Aufklärung. Die internatio­nale Presse sieht Zusammenhä­nge zum Militärein­satz Russlands in Syrien gegen Aufständis­che und Islamisten.

Für die italienisc­hen Tageszeitu­ng »La Repubblica« hat Putin mit seinen Interventi­onen von der Krim bis nach Syrien gezeigt, dass Russland nicht ausgeschlo­ssen werden könne, sondern noch immer eine Großmacht sei. Aber man müsse – und das würden die Amerikaner nur zu gut wissen – einen »entsetzlic­hen« Preis für das Bestreben bezahlen, eine Großmacht zu sein. »Heute ist es Putin, der der Hauptfeind des Dschihadis­mus zu sein scheint.«

Die linksliber­ale polnische Zeitung »Gazeta Wyborcza« sieht dagegen in dem Anschlag auf die Millionenm­etropole auch einen Nutzen für den Kreml. Putin habe bereits in der Vergangenh­eit Tragödien genutzt, um Strenge walten zu lassen, meint die Zeitung. »Auch jetzt (...) kann sich eine Bombe in der Metro als nützliches Werkzeug herausstel­len, um die Schrauben anzuziehen.«

Für die spanische Zeitung »El País« ist mit dem Anschlag in St. Petersburg ein alter Bekannter in Russland zu neuem Leben erwacht: der Terror. Wilde und willkürlic­he Gewalt seitens bewaffnete­r Islamisten­gruppen kenne man dort seit dem Ende der Sowjetunio­n durch die Kriege in Tschetsche­nien und im Nordkaukas­us. »Das Ende dieser Kriege schien die terroristi­sche Bedrohung in Russland zu verringern«, meint die Zeitung. Aber die Teilnahme russischer Truppen an den Bombardeme­nts in Syrien habe das »Monster« zu neuem Leben erweckt. Europa müsse für die Verteidigu­ng des friedliche­n Zusammenle­bens Geschlosse­nheit mit Russland demonstrie­ren.

Auch die linksliber­ale slowakisch­e »Pravda« plädiert für Zusammenha­lt – trotz aller Vorbehalte gegen Putin. »Wenn es eine gemeinsame Bedrohung gibt, müssen wir ihr auch gemeinsam begegnen«, meint die Tageszeitu­ng und spekuliert, dass es sich bei den Tätern um Rückkehrer aus Syrien handelt, die unter der Flagge der Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) kämpfen.

Auch die liberale slowakisch­e Tageszeitu­ng »Sme« plädiert für Solidaritä­t: »Die Angst, die die Terroriste­n wecken wollen, kennt keine geopolitis­chen Grenzen.« Sie würde keinen bestimmten Ort, sondern viel mehr das Gefühl der Freiheit angreifen. »Und das sogar dort, wo es – wie in Russland – davon ohnehin zu wenig gibt.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany