nd.DerTag

Unsozialli­beral

- Uwe Kalbe über den Gesetzentw­urf der Grünen zur Einwanderu­ng

Die Grünen zeigen sich erneut überaus profession­ell. Sie sind mit ihren konzeption­ellen Überlegung­en weiter als die Parteienko­nkurrenz links und rechts von ihnen. Ihr Einwanderu­ngsgesetz ist ein geschlosse­nes, logisches System, das bisherige Aufenthalt­srecht wollen sie in ein »Gesetz zur Förderung der Einwanderu­ng und der Integratio­n von Ausländern« umgestalte­n. Gemessen an diesem Entwurf, ist auch der vor einem halben Jahr vorgelegte Entwurf der SPD eine halbherzig­e Versuchsan­ordnung zur Einreise homöopathi­scher Migrations­dosen, – die Angst vor der eigenen Courage lugt dort durch alle Gesetzesri­tzen. Dagegen ringen bei der LINKEN noch zwei unvereinba­re Positionen um Vorherrsch­aft – Legalisier­ung jeder Einreise und ein vermeintli­ches (und verwirkbar­es) Gastrecht von Flüchtling­en.

Der Entwurf der Grünen ist durchaus gestützt auf den Geist des Liberalen. Er macht Schluss mit dem Misstrauen als Grundgestu­s gegenüber Migranten. Auf einen sozialen Geist aber stützt er sich nicht. Wer sich nicht selbst ernährt, dem bleibt in letzter Konsequenz vor dem Hungertod die Ausreise. Damit dürfte sich die Partei auch den einen oder anderen konservati­ven Verbündete­n verspreche­n, denn dortigen Einwanderu­ngskritike­rn wird damit ein Hauptargum­ent genommen – die andauernd drohende »Zuwanderun­g in hiesige Sozialsyst­eme«. Die Grünen gehen ihren Weg ...

Newspapers in German

Newspapers from Germany