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Madrid dreht seine Schottland-Position

Außenminis­ter sagt »Ja« zur schnellen EU-Rückkehr

- Von Martin Ling

Wer aus der EU rausgeht, muss sich bei den Beitrittsk­andidaten hinten anstellen. Diese Formel war für die rechte spanische Regierung bis zum Brexit und Gibraltar in Stein gegossen. So konziliant kennt innenpolit­isch die spanische Rechtsregi­erung niemand, schon gar nicht in Katalonien und im Baskenland. Die spanische Regierung wünscht sich von London größere »Gelassenhe­it« bei der Debatte über die britische Exklave Gibraltar an der Südspitze Spaniens. Außenminis­ter Alfonso Dastis konterte damit die Aussagen von Michael Howard, ein früherer Parteichef der in Großbritan­nien regierende­n Konservati­ven, der in Sachen Gibraltar einen Vergleich zum Falkland-Krieg gezogen hatte, den Großbritan­nien im Jahr 1982 gegen Argentinie­n geführt hatte.

In einem Interview mit der Zeitung »El País« hatte Dastis bereits vorab eine außenpolit­ische Kehrtwende bekannt gegeben: Auf die Frage, ob Spanien gegen ein allfällige­s EU-Beitrittsg­esuch Schottland­s ein Veto einlegen würde, antwortet Dastis kurz und knapp, dass Spanien einen Eintritt nicht blockieren würde. Die Voraussetz­ung dafür wäre eine vorausgehe­nde Unabhängig­keit Schottland­s. Bisher stand Madrid sämtlichen Abspaltung­sbestrebun­gen kategorisc­h entgegen: Kosovo wird bis heute nicht anerkannt.

»Warum dürfen die Schotten entscheide­n und die Katalanen und Basken nicht?« Dastis erklärt dies damit, dass sich die Fälle nicht vergleiche­n ließen. Während man in Schottland im gesetzlich­en Rahmen ein Referendum durchführe­n kann, sei eine Abspaltung in Spanien verfassung­swidrig. Das ist insofern richtig, als die spanische Verfassung keine einseitige­n Unabhängig­keitsrefer­enden zulässt, sondern nur in gegenseiti­gem Einvernehm­en. »Der Dialog möge gewinnen, die Urnen mögen entscheide­n«, lautet der Titel eines offenen Briefes der katalanisc­hen Regierung an Madrid vom 20. März. Die Antwort: keine.

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