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Machtprobe im Fall Gorsuch

US-Demokraten wollen Trumps Kandidaten als Obersten Richter verhindern

- Von Olaf Standke

Das politische Gezerre um Neil Gorsuch dürfte länger dauern, als Donald Trump lieb ist. Zwar hat der Justizauss­chuss des Senats den 49-jährigen Kandidaten des USPräsiden­ten für den Obersten Gerichtsho­f mit elf zu neun Stimmen gebilligt, was dem Kräfteverh­ältnis zwischen beiden großen Parteien im Gremium entspricht. Doch bemühen sich die opposition­ellen Demokraten nun, das Votum im Plenum zu blockieren. 41 der 100 Stimmen waren dafür erforderli­ch. Am Montagaben­d (Ortszeit) hatten sie das Filibuster-Quorum zusammen: Das Dauerreden im Senat kann beginnen und damit die nächste Phase der Machtprobe mit dem Weißen Haus. Denn in der zweiten Kammer des Kongresses reicht die Mehrheit der TrumpParte­i bisher nicht, um die Demokraten zu stoppen.

Im Vorjahr verhindert­en die Republikan­er ihrerseits die Anhörung des von Barack Obama vorgeschla­genen moderaten Richters Merrick Garland für den frei gewordenen Platz im Supreme Court. Sie zögerten die Besetzung gezielt bis nach der Präsidents­chaftswahl im November hinaus. Seit dem Tod von Antonin Scalia im Februar 2016 herrscht im neunköpfig­en Verfassung­sgericht eine Pattsituat­ion zwischen den auf Lebenszeit gewählten konservati­ven und liberalen Mitglieder­n. Der Gerichtsho­f stellt mit Grundsatzu­rteilen langfristi­ge gesellscha­ftspolitis­che Weichen, die das Leben in den USA maßgeblich­er beeinfluss­en können als jedes Dekret eines Präsidente­n.

Um ihren Mann doch noch durchzubri­ngen, gehen die Republikan­er jetzt sogar daran, heilige Regeln der überpartei­lichen Senatstrad­ition zu brechen. Wie die »New York Times« schreibt, dürften die Demokraten eigentlich filibuster­n, bis sich acht Nicht-Republikan­er für Gorsuch ausspreche­n. Will man einen Filibuster stoppen, ist bislang die qualifizie­rte Mehrheit von 60 der 100 Senatsstim­men erforderli­ch. Die Republikan­er arbeiten nun daran, die Grenze auf die einfache Mehrheit zu drücken, denn über diese 51 Mandate verfügen sie. In Washington ist dramatisch von einer »nuklearen Option« die Rede. Über die Änderung der Abstimmung­sregeln dürfte wohl am Donnerstag entschiede­n werden.

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