nd.DerTag

Streit um neue Bürgschaft­en für Werften

Genting-Group will Schwerin finanziell einbinden

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Schwerin. Die Parteien im Schweriner Landtag lehnen eine Aufstockun­g des Bürgschaft­srahmens für Werften mehrheitli­ch ab. »Wir haben unsere Lehren aus der Pleite der P+S-Werften gezogen und die Bürgschaft­en des Landes auf 300 Millionen Euro begrenzt«, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Krüger. »Das steht im Gesetz. Und daran ist nicht zu rütteln«, betonte sein CDU-Amtskolleg­e Vincent Kokert. Er widersprac­h damit auch seinem Parteikoll­egen Eckhardt Rehberg. Der CDU-Finanzexpe­rte im Bundestag hatte in der »Ostsee-Zeitung« die SPD/CDU-Landesregi­erung aufgeforde­rt, den Bürgschaft­srahmen an das für die MV-Werften geplante Bauvolumen von 3,5 Milliarden Euro anzupassen. Der Deckel müsse angehoben werden.

Die Diskussion um die Höhe von Landesbürg­schaften war am Wochenende nach dem Beitrag der »Ostsee-Zeitung« neu aufgeflamm­t, in dem von »mindestens 500 Millionen« Euro für die malaysisch­e Genting-Group berichtet wurde. Der Multikonze­rn hatte im Vorjahr drei Werften in Wismar, Rostock und Stralsund übernommen, um dort Kreuzfahrt­schiffe bauen zu lassen.

Der Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums, Gunnar Bauer, bestätigte, dass es »Anfragen der MV Werften bezüglich einer möglichen Unterstütz­ung der Umsetzung des geplanten Schiffbaup­rogramms durch Hermes-Exportgara­ntien des Bundes und Bürgschaft­en des Landes« gibt. Konkrete Anträge lägen bislang nicht vor. Die Werften-Geschäftsf­ührung äußerte sich zunächst nicht.

Bei den P+S-Werften in Stralsund und Wolgast hatten Bund und Land hohe Bürgschaft­en übernommen. Solch staatliche Absicherun­gen für Bankenkred­ite sind im Schiffbau üblich. Doch wurden die Bürgschaft­en auf Basis von Gutachten gegeben, die den Werften trotz erhebliche­r wirtschaft­licher Probleme damals gute Perspektiv­en bescheinig­ten. Allein das Land übernahm Bürgschaft­en und

Die LINKE zeigte sich bereit zu einer Lockerung der bisherigen 300-Millionen-Euro-Grenze.

Garantien in Höhe von 271,1 Millionen Euro und ist nach der Werftenple­ite 2013 damit Hauptgläub­iger. Als Konsequenz aus dem drohenden Totalverlu­st war eine Obergrenze für Werftenbür­gschaften festgelegt worden.

Die LINKE zeigte sich jedoch bereit zu einer Lockerung dieser Grenze. »Ich glaube nicht, dass wir uns gegen 500 Millionen Euro sperren würden«, sagte Fraktionsc­hefin Simone Oldenburg. Der Wirtschaft­sexperte der Fraktion, Helmut Holter, forderte gar eine Abkehr vom bisherigen Werftenför­derungsges­etz: »Das war von Anfang an ein untauglich­es Gesetz.« Es wirke für den Schiffbau wie eine Bremse. Für die Landesregi­erung schlage nun die Stunde der Wahrheit, ob sie die maritime Industrie politisch und wirtschaft­lich wieder unterstütz­en wolle.

Leif-Erik Holm, Vorsitzend­er der AfD-Fraktion, warnte hingegen davor, dass sich das Land mit hohen Millionenb­ürgschafte­n erneut »in die Nesseln setzt«. Die Freude bei der Übernahme der Werften im Land durch die Genting-Gruppe sei groß gewesen, weil der Schiffbau damit wieder eine Perspektiv­e erhalten habe. »Ich habe immer befürchtet, dass noch ein Pferdefuß dran hängt, wie jetzt etwa hohe Bürgschaft­sforderung­en«, sagte Holm. Auch er sprach sich gegen einen größeren Rahmen aus. »300 Millionen Euro sind schon eine Menge Geld.«

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