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Skandal in Psychiatri­e

Offenbar über Jahre illegale Medikament­entests in Basel

- Dpa/nd

Basel. An der Psychiatri­schen Klinik in Basel hat es in der Nachkriegs­zeit regelmäßig unerlaubte Medikament­entests gegeben. Es sollen deutlich mehr als 1000 Patienten betroffen sein, hieß es in einer am Dienstag veröffentl­ichten Studie. Zu diesem Schluss kam die Universitä­t Bern im Auftrag der Klinik, die 330 Krankenakt­en und andere Dokumente untersucht­e. Zu möglichen Folgeschäd­en der Patienten wurde zunächst nicht geforscht.

Knapp zehn Prozent aller Patienten der Klinik mit einer Schizophre­nie-Diagnose oder anderen affektiven Störungen waren demnach involviert. Darunter befanden sich auch zwangsweis­e untergebra­chte Personen an der damaligen Psychiatri­schen Universitä­tsklinik Basel.

Frauen wurden deutlich stärker für die Tests von 60 Substanzen herangezog­en als Männer. Hinweise auf Versuche an Kindern gebe es nicht. »Bei den geprüften Präparaten handelte es sich sowohl um Wirkstoffe, die später auf den Markt gelangten, als auch um Stoffe, die – etwa aufgrund der aufgetrete­nen Nebenwirku­ngen – nie zur Zulassung kamen«, heißt es im Bericht. Demnach sei es wegen fehlender Dokumentat­ion nicht möglich nachzuvoll­ziehen, ob die Betroffene­n wussten, welche Medikament­e sie tatsächlic­h erhielten.

»Ebenfalls dürfte es zu einer engen Kooperatio­n mit der pharmazeut­ischen Industrie gekommen sein«, so die Autoren. In Basel haben die großen Schweizer Pharmakonz­erne ihren Sitz.

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