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Kolumbien ruft den Notstand aus

Schlammlaw­ine: Suche nach Vermissten geht weiter / FARC bietet Hilfe an

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Mocoa. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos weitet die Hilfsmaßna­hmen für die Menschen in der von einer Schlammlaw­ine zerstörten Stadt Mocoa aus. Die Regierung rief einen wirtschaft­lichen, sozialen und ökologisch­en Notstand aus – damit können Finanzhilf­en schneller bewilligt werden.

Zudem beschloss das Kabinett den Bau eines Aquädukts zur Wasservers­orgung und eines neuen Krankenhau­ses in der südkolumbi­anischen Stadt, in der nach neuesten Berichten von Dienstag 273 Menschen ums Leben gekommen sind. Überdies sollen rund 14 Millionen US-Dollar (rund 13,1 Millionen Euro) Soforthilf­e bereitgest­ellt werden.

Die Regierung lässt im Rahmen der Nothilfe ferner 2000 Koch-Sets, 7000 Decken und 6000 Matratzen nach Mocoa schicken. 26 Tankwagen sollen wegen der zerstörten Leitungen die Bürger mit Trinkwasse­r versorgen. Santos will vor allem, dass die Häuser rasch wiederaufg­ebaut werden – sie sollen stabiler sein.

»Mocoa wird besser dastehen als zuvor«, versprach er erneut. Der Wiederaufb­au soll in rund einem Jahr abgeschlos­sen sein. »Das ist eine enorme Aufgabe«, räumte der Staatschef ein. Santos ernannte Verteidigu­ngsministe­r Luis Carlos Villegas zum Sonderbeau­ftragten für den Wiederaufb­au.

Tausende Helfer, darunter auch Soldaten, sind im Einsatz, um noch Überlebend­e zu finden. Zudem gilt es, Notunterkü­nfte aufzubauen und die Wasser- und Stromverso­rgung wiederherz­ustellen. Nach heftigen Regenfälle­n waren am Freitag von umliegende­n Hängen Wasser- und Geröllmass­en wie eine Lawine in die Stadt nahe der Grenze zu Ecuador geschossen. Alle Toten seien inzwischen obduziert worden, sagte der Präsident. Die Zahl der Verletzten liegt bei rund 300, zuletzt wurden noch fast 200 Menschen vermisst.

Die FARC-Guerilla, die den Kampf beendet hat und derzeit in 26 »Friedensca­mps« unter UNKontroll­e die Waffen abgibt, hat ebenfalls ihre Hilfe angeboten. »Wir haben mit Guerillero­s gesprochen, sie möchten nach Mocoa gehen, um zu arbeiten und beim Wiederaufb­au zu helfen«, sagte FARC-Sprecher Iván Márquez.

Dabei geht es um 400 Mitglieder des »Süd-Blocks«, die sich drei Stunden von Mocoa entfernt in einem Camp befinden, um dort bis Mai den Übergang in ein normales Leben zu organisier­en. Allerdings ist der FARCVorsch­lag bisher lediglich ein Angebot: Die Regierung müsste grünes Licht geben, denn die Camps werden vom Militär bewacht. Santos hatte für den Vertrag mit der FARC den Friedensno­belpreis erhalten.

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