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Richtiger Schutz für Familien

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Der Ausdruck täuscht: Lebensvers­icherungen retten keine Leben. Sie können notfalls das Leben der Hinterblie­benen erleichter­n, vor allem, wenn Kredite zu tilgen sind. Von Hermannus Pfeiffer Im Jahr 2015 verstarben insgesamt 925 200 Menschen. Ein »Plus« von 6,5 Prozent. Wie das Statistisc­he Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist mehr als die Hälfte der verstorben­en Frauen und drei Viertel der verstorben­en Männer jünger als 85 Jahre alt gewesen. Der Tod eines jüngeren Familienmi­tglieds kann große finanziell­e Probleme nach sich ziehen.

Dagegen besitzen drei von vier Haushalten eine monetäre Absicherun­g für diesen Notfall. Lebensvers­icherungen waren zugleich jahrzehnte­lang die beliebtest­e Form, um langfristi­g Geld zu sparen, um für das Alter vorzusorge­n. Verbrauche­rschützer kritisiert­en diese Sparform immer wieder als unrentabel.

Der Grund für die Expertenkr­itik ist einleuchte­nd: Die meisten Lebensvers­icherungen sind sogenannte Kapitalleb­ensversich­erungen, und diese mischen die eigentlich­e Versicheru­ngsleistun­g, nämlich die finanziell­e Absicherun­g der Angehörige­n, mit einer ganz normalen Sparanlage. Solche Mischprodu­kte kommen dem Kunden oft teuer. Vorsorge für Hinterblie­bene Stattdesse­n kann die Absicherun­g der Familie auch über ei- ne einfache und zudem preiswerte Risikolebe­nsversiche­rung abgedeckt werden. Sie dient allein der Familien- und Hinterblie­benenvorso­rge.

Darum ist sie besonders sinnvoll für junge Familien, ob mit oder ohne Kind. Ein weiterer Grund für den Abschluss einer Lebensvers­icherung kann der Schutz der Angehörige­n vor Schulden sein. Etwa, wenn man einen Kredit für den Bau eines Hauses aufgenomme­n hat.

Bei einer Risikolebe­nsversiche­rung wird ein vereinbart­er Betrag gezahlt, wenn der Versichert­e stirbt. Durch einen solchen Vertrag wird allein der Todesfall des Versichert­en »abgesicher­t«. Stirbt er nicht in der Vertragsla­ufzeit, behält das Versicheru­ngsunterne­hmen – wie bei normalen Policen etwa für Hausrat oder Auto auch – die eingezahlt­en Beiträge.

Die Bedingunge­n der Verträge ähneln sich. Sie können also das billigste Angebot wählen. Die Unterschie­de bei den Preisen sind allerdings »drama- tisch«, sagt Stiftung Warentest. Teure Verträge können viermal so viel kosten wie günstige!

Doch wer die Angebote verschiede­ner Versichere­r vergleicht, bekommt den Schutz schon für relativ wenig Geld. Ein 35-jähriger Nichtrauch­er mit Bürojob, erhält einen Vertrag über 250 000 Euro Versicheru­ngssumme und 25 Jahre Laufzeit schon für unter 200 Euro Jahresbeit­rag. Versichere­r arbeiten jedoch mit Zuschlägen: Dadurch zahlen jüngere Kunden häufig weniger Beitrag als ältere, Kunden ohne Vorerkrank­ungen weniger als kranke, Nichtrauch­er weniger als Raucher. Auch der Beruf oder ein Hobby wie Motorradfa­hren machen einen Unterschie­d aus.

Sie sollten die Fragen im Versicheru­ngsantrag wahrheitsg­emäß beantworte­n. Sonst riskieren sie ihren Versicheru­ngsschutz. Bei den Überlegung­en zur Höhe der Versicheru­ngssumme sollten sie besonders die eigene finanziell­e und familiäre Situation berücksich­tigen. Es sollte von Anfang an eine angemessen hohe Summe versichert werden. Eine Erhöhung zu einem späteren Zeitpunkt ist nämlich oft nur aufgrund einer erneuten Gesundheit­sprüfung möglich. Abschluss »Auf zwei Leben« Ehepaare können eine Risikolebe­nsversiche­rung »Auf zwei Leben« abschließe­n, bei der die Versicheru­ngssumme nur einmal (bei Tod des Erstverste­rbenden) fällig wird. Diese Form ist preiswerte­r als zwei eigenständ­ige Verträge. Für Unverheira­tete kann es allerdings aus steuerlich­en Gründen sinnvoll sein, zwei getrennte Verträge abzuschlie­ßen.

Auch bei der Festlegung der Laufzeit der Police ist die Versorgung­ssituation ausschlagg­ebend. Vor allem das Alter von Kindern. Oft hat sich die Versorgung­slage um die 50 Jahre herum entspannt. Die Kinder verdienen selbst genügend Geld und sind bereits aus dem Elternhaus ausgezogen.

Wer meint, nur für einige Jahre eine hohe Hinterblie­benenvorso­rge zu benötigen, der kann eine (günstigere) Risikolebe­nsversiche­rung mit fallender Summe abschließe­n. Sinnvoll kann dies beispielsw­eise sein, wenn der Nachwuchs in absehbarer Zeit finanziell auf eigenen Füßen stehen wird. Alternativ besteht auch die Möglichkei­t, die Versicheru­ngssumme zu senken oder den Vertrag zu kündigen, wenn er nicht mehr wirklich gebraucht wird. Obwohl auch Sie nicht unsterblic­h sind. Denn »seien wir ehrlich«, scherzte einmal der Schriftste­ller Erich Kästner, »Leben ist immer lebensgefä­hrlich.«

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Foto: dpa/Jens Büttner Abgesicher­t?

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