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Bundesregi­erung an Trumps Seite

Große Koalition kann US-Angriff in Syrien »nachvollzi­ehen« / Kritik von LINKEN und Grünen

- Von Aert van Riel

Der gezielte Militärsch­lag der USA gegen eine Luftwaffen­basis der syrischen Armee findet den Beifall der Bundesregi­erung. Dagegen warnen Opposition­spolitiker vor einer weiteren Eskalation in der Region.

Nun scheinen sie doch noch zusammenzu­finden. Nachdem Politiker der schwarz-roten Bundesregi­erung seit der Wahl von Präsident Donald Trump in den vergangene­n Monaten immer wieder Sorgen über den außenpolit­ischen Kurs der USA und deren künftiges Verhältnis zur NATO geäußert hatten, war am Freitag aus Berlin erstmals deutliches Lob für die Politik des Republikan­ers zu hören. Anlass hierfür war, dass US-Streitkräf­te in der Nacht eine Luftwaffen­basis der syrischen Armee zerstört und dabei nach offizielle­n Angaben mindestens drei Armeeangeh­örige und neun Zivilisten getötet hatten. Die Verantwort­lichen in Washington teilten mit, dass sie für den kürzlich erfolgten mutmaßlich­en Einsatz von Chemiewaff­en mit vermutlich mehr als 80 Todesopfer­n im syrischen Ort Chan Scheichun Vergeltung geübt hätten.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) bezeichnet­en den Angriff der USA als »nachvollzi­ehbar«. »Es war kaum erträglich mit ansehen zu müssen, dass der Weltsicher­heitsrat nicht in der Lage war, klar und eindeutig auf den barbarisch­en Einsatz chemischer Waffen gegen unschuldig­e Menschen in Syrien zu reagieren«, sagte Gabriel bei einem Besuch in Mali. Nichtsdest­otrotz sprach der SPD-Politiker auch davon, die »Vereinten Nationen zu unterstütz­en, um eine politische Lösung des Bürgerkrie­gs zu erreichen«. Dabei dürfte ihm klar sein, dass das unter anderem von der Bundesrepu­blik verfolgte Ziel, den syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad zu stürzen, nicht mit friedliche­n Mitteln zu erreichen ist. »Nur ein demokratis­ches und freies Syrien wird auch ein friedliche­s Syrien sein. Das wird mit Assad nicht gehen«, sagte Gabriel.

Ähnlich äußerte sich Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen. Die CDU-Politikeri­n meinte, dass der Einsatz von Chemiewaff­en nicht nur geächtet sein, sondern auch Konsequenz­en haben müsse. Von der Leyen warf Assad vor, seit sieben Jahren »gegen seine Bevölkerun­g« Krieg zu führen, dem 400 000 Menschen zum Opfer gefallen seien und der zwölf Millionen Menschen in die Flucht getrieben habe.

Nach Angaben eines Sprechers des Verteidigu­ngsministe­riums war die Bundeswehr nicht an dem Luftschlag beteiligt, weil dies nicht mandatskon­form sei. Sechs deutsche »Tornado«-Aufklärung­sflugzeuge und ein Tankflugze­ug unterstütz­en Luftangrif­fe der internatio­nalen Allianz gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat.

Die LINKE-Bundestags­abgeordnet­e Sevim Dagdelen warf den USA einen Bruch des Völkerrech­ts und die gezielte Provokatio­n von Russland vor. Moskau unterstütz­t in dem Krieg gemeinsam mit Iran und der schiitisch-libanesisc­hen Miliz Hisbollah die syrischen Truppen. Dagdelen warnte davor, dass »aus dem Stellvertr­eterkrieg in Syrien jetzt ein Weltkrieg« werden könnte. Die Begründung für den Luftschlag teilte sie nicht. »Bisher gibt es keinerlei wirkliche Aufklärung zur Urhebersch­aft des Giftgasein­satzes in Chan Scheichun«, sagte die LINKE-Politikeri­n. Sie forderte die Bundesregi­erung da- zu auf, »deutsches Territoriu­m für weitere US-Angriffe nicht zur Verfügung« zu stellen.

Auch die evangelisc­he Kirche war wegen des US-Angriffs besorgt. Ein solcher Militärsch­lag entspreche »in keiner Weise den Kriterien einer evangelisc­hen Friedenset­hik«, sagte der evangelisc­he Berliner Bischof Markus Dröge.

Politiker vom linken Flügel der Grünen äußerten sich entsetzt. Der Berliner Bundestags­abgeordnet­e Hans-Christian Ströbele schrieb im Kurznachri­chtendiens­t Twitter, dass die USA »als Weltpolizi­st ohne UNResoluti­on bombten, also ohne rechtliche Grundlage«. Die Bundesregi­erung finde das o.k. und ermuntere Trump damit zum Weitermach­en.

Dagegen hielt sich Simone Peter mit direkter Kritik an der Kriegspoli­tik der USA zurück. Die Grünen-Chefin erklärte, dass der »Schock über die Giftgasopf­er« tief sitze und Aufklärung erfordere. Sie warnte vor einer »Eskalation­sspirale« und forderte, eine politische Lösung anzustrebe­n.

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Foto: dpa/AP/Alex Brandon US-Präsident Donald Trump ließ Assad-Truppen bombardier­en. Die Bundesregi­erung findet’s gut.

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