Elf Stunden auf der Lok
Rheinland-Pfalz: Umweltlandesamt überprüfte Arbeitszeit von Zugpersonal und schlägt Alarm
Lokführer und Busfahrer tragen die Verantwortung für zahlreiche Fahrgäste. Deswegen sollten sie ausgeschlafen sein. Doch viele arbeiten zu viel und ruhen zu kurz – ein Bericht aus Rheinland-Pfalz.
Mainz. Die meisten Lokomotivführer und Zugbegleiter in Rheinland-Pfalz arbeiten einer Untersuchung des Landesamtes für Umwelt zufolge zu lange. Die Arbeitszeiten von 139 von 225 überprüften Lokführern seien beanstandet worden, heißt es in einem Abschlussbericht des Landesamtes. Bei den Zugbegleitern seien es 55 von 84 gewesen. Diese Belastungen führten zu Stress und Ermüdung, die häufig eine Unfallursache darstellten.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sprach in diesem Zusammenhang von »erschreckenden« Resultaten. Gegen ein Bahnunternehmen wurde ein Verfahren nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten eingeleitet. Insgesamt waren zwei Eisenbahnverkehrsunternehmen und 29 Busunternehmen über- prüft worden, in denen rund 2500 Beschäftigte arbeiteten.
Dutzende Lokführer und Zugbegleiter mussten der Analyse zufolge sogar mehr als elf Stunden täglich arbeiten. In einem Betrieb konnten die Beschäftigten auch keine ausreichende Pause machen. Außerdem wurde die tägliche Ruhezeit laut Bericht nicht eingehalten.
Die Prüfer vom Landesamt stellten daneben auch positive Dinge fest. So boten die beiden Bahnunternehmen eine psychologische Betreuung an, wie sie zum Beispiel nach einem Unfall nötig werden kann. Auch beka- men die Lokführer geeignete Schutzkleidung, und ihnen standen Toiletten und Pausenräume zur Verfügung.
Bei der Überprüfung der Busunternehmen bemängelte das Landesamt, dass es in knapp der Hälfte der Betriebe keine Präventionskonzepte im Umgang mit gewaltbereiten Fahrgästen gab. Das galt auch für Konzepte zur Stressprävention und für psychologische Betreuung. Ein Unternehmen gab keine passende Schutzkleidung aus.
Lars Kreer, Leiter der EVG Mainz, hält dies für gravierende Verstöße. »Wenn die täglichen Arbeitszeiten und Ruhepausen von Busfahrern, Zugbegleitern und Lokführern von den Betrieben nicht gewährleistet werden können, wachsen Stress und Belastung bei den Kolleginnen und Kollegen ins Unzumutbare«, erklärte er in einer Mitteilung. Die Arbeits-, Lenk- und Ruhezeiten bei Lokführern und Busfahrern müssten lückenlos überwacht werden. Das sei mit digitalen Fahrerkarten und Tachografen an Loks möglich.