Europa vor 100 Jahren
Januar
5. 1. In einer Neujahrsbotschaft ruft Kaiser Wilhelm II. zu unvermindertem Kampf gegen die Entente auf.
18. 1. Der Parteiausschuss der SPD beschließt die organisatorische Trennung der sozialdemokratischen Mehrheit von der oppositionellen Minderheit.
Februar
1. 2. Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Krieges
9. 2. In Petrograd brechen Streiks und Unruhen unter den Industriearbeitern aus.
17. 2. Wegen der Hungersnot im Deutschen Reich wird in Berlin ein Ministerium für Lebensmittelversorgung gebildet.
20. 2. Fünf-Pfennig-Münzen aus Kupfer werden für Kriegszwecke eingezogen und durch solche aus Aluminium ersetzt.
23. 2. Die Mehrheitsfraktion der SPD stimmt im Reichstag der neuen Vorlage für Kriegskredite zu. Die Gesamtsumme der vom Reichstag seit 1914 bewilligten Kriegskredite beläuft sich inzwischen auf 64 Milliarden Mark.
24. 2. Wegen des Kohle- und Holzmangels werden in Berlin sämtliche Schulen geschlossen.
26. 2. Ein deutsches U-Boot versenkt den Passagierdampfer »Laconia«.
März
2. 3. In der deutschen Presse erscheinen Aufrufe, keine sogenannten Jammerbriefe an die Front zu senden, um die Soldaten nicht zu demoralisieren.
8. 3. In Petrograd kommt es zu schweren Zusammenstößen zwischen Arbeitern und dem Militär. Zwei Tage später wird der Generalstreik aus gerufen.
11. 3. Die Abgeordneten der russischen Duma weigern sich, die von Nikolaus II. verfügte Auflösung der Duma durchzuführen. In den wichtigsten russischen Städten bilden sich Arbeiter- und Soldatenräte.
15. 3. Abdankung des Zaren zugunsten seines Bruders Michail. Der verzichtet. Die über 300-jährige Herrschaft der Romanow-Dynastie endet.
21. 3. Die provisorische russische Regierung lässt die Ex-Zarenfamilie verhaften.
22. - 24. 3. Nachdem die neue russische Regierung die Fortführung des Kriegs versprochen hat, wird sie von den Entente-Mächten offiziell anerkannt.
April
1. 4. In Deutschland werden die Brotrationen auf 170g pro Tag und die Kartoffelrationen auf 2500g pro Woche gekürzt.
6. 4. Kriegserklärung der USA an Deutschland. Auf einem Kongress der sozialdemokratischen Opposition in Gotha wird die Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) gegründet.
7. 4. Aufgrund der innenpolitischen Unruhe verspricht Kaiser Wilhelm II. in seiner » Osterbotschaft« die Aufhebung des preußischen Dreiklassenwahlrechts nach dem Kriegsende.
9. 4. Mit Einverständnis und Unterstützung der deutschen Regierung durchquert Lenin mit 30 Revolutionären aus der Schweiz kommend im Zug das Deutsche Reich. Man verspricht sich von ihrer Rückkehr eine Verschärfung der innenpolitischen Unruhen in Russland.
17. 4. In Petrograd fordert Lenin in seinen »Aprilthesen« eine sozialistische Revolution zur Ablösung der bürgerlichen Regierung und Frieden.