Wahre Schönheit setzt sich durch
Seit medialen Urzeiten haben sie maßgeblich für auskömmliche Auflagen gesorgt: Polit- oder sonstige -märchen, bevorzugt durch feinsinniges Weglassen wichtiger Fakten oder sattes Aufbauschen von Nebensächlichem. Das war ein offenes Betriebsgeheimnis vor allem der reichsten Verlagshäuser. Doch nun adelte unlängst ein Staatsmann-Neuling solche Märchen öffentlich als »Postfaktisches«, also als ganz normal zu jedwedem Geschäft gehörend. Mit dem Ergebnis leichter allgemeiner Verunsicherung.
Auch im Verlagshaus des »The Daily True Message« (dt. Die tägliche wahre Botschaft), einem Provinzblatt im tiefen mittleren US-Westen, war man etwas irritiert. Deshalb wollte man etwas ganz Neues, Fesselndes für die Leser-Blatt-Bindung tun. Und so wurde u. a. die Rubrik »Unsere schönste Leserin« um das Format »Unser schönster Leser« erweitert.
Monatlich können diesen Titel maximal fünf Männer erhalten. Die Vorauswahl aus den vielen Lesereinsendungen trifft die PR-Abteilung, doch eine interne Verlagskommission entscheidet letztlich. Alle fünf Kandidaten hatten es noch nie geschafft, denn die Kriterien sind streng und die Entscheidungsprobleme dif- fizil bis pikant. Jüngst sah sich das Gremium auf diese Weise gefordert:
Mr. Abel und Mr. Brown sind Neffen des Herausgebers, weshalb wenigstens einer von beiden den Preis bekommen sollte. Mr. Brown oder Mr. Cold müssten aus geschäftlichen Gründen auch gewinnen, allerdings nicht beide, da sie schon einmal gemeinsam geehrt wurden. Wegen ihres Rufs als generöse Spender spricht viel für Mr. Down oder Mr. Easymoney oder gar beide. Sollte allerdings Mr. Easymoney Preisträger werden, müsste Mr. Down auch dabei sein, sonst wäre aufgrund ihrer unterschiedlichen Parteizugehörigkeit der Teufel los. Mr. Cold und Mr. Down wiederum hatten den gleichen provinzberühmten Porträtfotografen, also sollten beide den Preis bekommen oder keiner. Und wie durchsickerte, wollte Mr. Abel den Preis ablehnen, wenn Mr. Easymoney auch einen bekommt. Wem alles konnte »The Daily True Message« den Preis also ruhigen Gewissens zusprechen?
Ihre Antworten per E-Mail an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel/Spielplatzseite«). Einsendeschluss Mittwoch, 12. April. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen stets einen Buchpreis!