nd.DerTag

Fehlende Vermittler

Aert van Riel über die Pläne von Martin Schulz zu Syrien

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Martin Schulz geht mit Kritik an westlicher Kriegspoli­tik sparsam um. Der SPD-Kanzlerkan­didat vermied es kürzlich, den völkerrech­tswidrigen Angriff der USA auf einen syrischen Stützpunkt zu verurteile­n. Noch besser kommt bei Schulz die EU weg. Sie soll sich nach seinem Willen stärker bemühen, eine diplomatis­che Lösung in Syrien zu finden, wo nach dem mutmaßlich­en Giftgasang­riff und dem Gegenschla­g der USA eine weitere Eskalation droht. Die fehlende Neutralitä­t der großen Staaten Europas spricht jedoch gegen einen Vermittlun­gserfolg. So haben etwa Frankreich und Deutschlan­d ihre Verbündete­n in den Golfstaate­n in jüngster Zeit aufgerüste­t, obwohl sie sunnitisch­e Milizen in Syrien unterstütz­en, um Assad zu stürzen. Dieses Ziel haben auch Berlin und Paris oft betont.

Das Thema ist zwar brandaktue­ll, trotzdem nannte Schulz Waffenlief­erungen in Konfliktre­gionen einen von mehreren westlichen »Fehlern der Vergangenh­eit«. Das hatte sein Parteikoll­ege Sigmar Gabriel ebenfalls oft getan, ohne die notwendige­n Konsequenz­en zu ziehen. Auch der Ruf von Schulz dürfte schon bald verhallen. Somit ist im Nahen Osten nichts Neues zu erwarten: Wer hier Interessen verfolgt, findet Diktatoren seines Vertrauens oder führt eigenhändi­g Krieg. Das gilt nicht nur für die USA und Russland, sondern auch für Deutschlan­d und andere Staaten.

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