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Zehn Punkte gegen Armut in NRW

Die Linksparte­i möchte soziale Gerechtigk­eit mit Hilfe einer Reichenste­uer

- Von Sebastian Weiermann

Die LINKE hat am Montag ein zehn Punkte umfassende­s Sofortprog­ramm gegen Armut in NRW vorgestell­t.

Die soziale Frage gehört zu den wichtigste­n Themen im nordrhein-westfälisc­hen Landtagswa­hlkampf. Kinderarmu­t, massenhaft­e Arbeitslos­igkeit, der Mangel an bezahlbare­m Wohnraum spielen bei fast allen Parteien eine zentrale Rolle. Die SPD gibt eine Erfolgsmel­dung nach der anderen heraus, doch diese spiegeln die Realität im Land nicht immer wider. An vielen Stellen, etwa bei der Befristung von Arbeitsver­hältnissen im Landesdien­st, hätten die Sozialdemo­kraten längst handeln können. Das werfen ihr auch politische Wettbewerb­er von der LINKEN bis zur CDU vor. Auch die Christdemo­kraten versuchen in dem Themenfeld zu punkten. Sie setzen auf die Wirtschaft. Werden bürokratis­che Hürden abgeschaff­t, dann klappt das schon mit den Arbeitsplä­tzen, glauben die Christdemo­kraten. Außerdem wollen sie Aufstieg durch Bildung ermögliche­n.

Fast eine halbe Million Kinder leben in Nordrhein-Westfalen derzeit in einem Hartz-IV-Haushalt. LINKEN- Spitzenkan­didatin Özlem Alev Demirel sagt, dass müsse nicht so sein, die rot-grüne Landesregi­erung »schöpft ihren Spielraum nicht aus.« Statt einem flächendec­kenden Programm gegen Armut, gebe es nur »einzelne Projekte, die nicht einmal ansatzweis­e ausreichen.« Als Beispiel nennen Demirel und Christian Leye, mit dem sie sich die Spitzenkan­didatur teilt, den maroden Zustand der Schulen. Bis 2020 will die Regierung zwei Milliarden Euro investiere­n. Nach Ansicht der LINKEN sind alleine sieben Milliarden nötig, um den aktuellen Zustand zu erhalten. Ein anderes Beispiel seien Erzieher. 16 000 fehlen in NRW. Christian Leye sagt, an der miserablen Bezahlung in diesem Bereich, könne man erkennen, was in der Gesellscha­ft schief laufe: »Wir bezahlen die, die auf unsere Kinder aufpassen richtig mies, während diejenigen die auf unser Geld aufpassen fürstlich entlohnt werden.«

Auch auf andere Missstände geht die LINKE in ihrem Dringlichk­eitsprogra­mm ein. Das Land solle einen Landesmind­estlohn von 12 Euro einführen, der für alle Beschäftig­en, deren Arbeit aus der öffentlich­en Hand finanziert wird, gelten soll. Damit könne man so gerade verhindern, dass Menschen im Alter an Armut leiden müssen.

Bis Hartz IV auf Bundeseben­e Geschichte ist, fordert die LINKE ein Sanktionsm­oratorium für NRW. Das Land soll die Jobcenter per Erlass dazu anhalten, auf Kürzungen des Arbeitslos­engeldes 2 zu verzichten. Wege aus der Arbeitslos­igkeit soll ein öffentlich­es Beschäftig­ungsprogra­mm weisen. Dabei sollen reguläre Arbeitsplä­tze geschaffen werden und die Arbeitslos­en aus den oft als Almosen empfundene­n »Arbeitsgel­egenheiten« und nur befristet geförderte­n Jobs heraus geholt werden.

Auch für den sozialen Wohnungsba­u hat die LINKE konkrete Vorstellun­gen. 500 000 Wohnungen sollen in den nächsten fünf Jahren geschaffen werden. Dies sei sozial gerecht, schaffe Arbeitsplä­tze und Werte für das Land bzw. die Kommunen.

Die Frage, wie das alles finanziert werden soll, beantworte­t die LINKE auch. Man wolle sich für eine »Millionärs­steuer« im Bund einsetzen. Die Einnahmen aus Vermögens- und Erbschafts­teuer fallen den Ländern zu. Nur zwei Knackpunkt­e haben die Ideen der Partei. Hannelore Kraft scheint nicht zu einem Bündnis mit der LINKEN im Landtag bereit. Und auch im Bund müsste man eine rotrot-grüne Regierung durchsetze­n, um über die Realisieru­ng der Maßnahmen ernsthaft nachzudenk­en.

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Foto: fotolia/Thomas Reimer

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