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Druck auf Russland

Westen fordert Abkehr Moskaus von Assad-Regierung

- Von Fanny Carrier, Lucca AFP

Nach der neuen Eskalation im Syrien-Konflikt will der Westen den russischen Präsidente­n Wladimir Putin von seiner Unterstütz­ung für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad abbringen.

Putin müsse »der Wahrheit über den Tyrannen, den er unterstütz­t, ins Gesicht sehen«, sagte der britische Außenminis­ter Boris Johnson vor einem Treffen mit seinen G7-Kollegen am Montag. Auch Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel forderte, Russland von seiner »unverbrüch­lichen Treue gegenüber Assad« abzubringe­n. Putin müsse »verstehen, dass Assad jetzt in jeder Hinsicht giftig ist«, sagte Johnson mit Blick auf den mutmaßlich­en Giftgasang­riff in Syrien, bei dem am vergangene­n Dienstag mindestens 87 Menschen getötet worden waren. Assad vergifte nicht nur »die unschuldig­en Menschen Syriens«, sondern auch »das Ansehen Russlands«, so Johnson.

Der Westen macht Assad für den Angriff auf die von Rebellen kontrollie­rte Kleinstadt Chan Scheichun im Nordwesten Syriens verantwort­lich. Als Vergeltung ließ US-Präsident Donald Trump am Freitag einen Luftwaffen­stützpunkt der syrischen Regierungs­truppen bombardier­en. Der Kreml verurteilt­e die USAttacke als »Angriff auf einen souveränen Staat« und als Verstoß gegen das Völkerrech­t. Syrien bestreitet jegliche Verantwort­ung für den Einsatz von Chemiewaff­en.

Am Samstag mussten die US-geführte Militärall­ianz und syrische Rebellen dann einen groß angelegten Angriff von Kämpfern der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) auf einen gemeinsam ge- nutzten Stützpunkt nahe der jordanisch­en Grenze abwehren. Nach Angaben der Anti-IS-Koalition hatten die IS-Kämpfer dabei eine Autobombe, Sprengstof­fwesten und Schusswaff­en eingesetzt.

Gabriel sprach sich am Sonntagabe­nd strikt gegen eine »weitere militärisc­he Eskalation« im SyrienKonf­likt aus. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Großbritan­nien, Frankreich und Italien wolle er USAußenmin­ister Rex Tillerson beim G7-Treffen im toskanisch­en Lucca daher davon überzeugen, den Fokus auf eine diplomatis­che Lösung zu legen. »Wir müssen jetzt die Russen und viele andere an den Verhandlun­gstisch bekommen«, sagte Gabriel im ZDF.

Italiens Außenminis­ter Angelino Alfano setzte neben den Beratungen im G7-Format, die am späten Nachmittag beginnen sollten, eine Sondersitz­ung zu Syrien an, an denen auch die Außenminis­ter der Türkei, der Vereinigte­n Arabischen Emirate, Saudi-Arabiens, Jordaniens und Katars teilnehmen sollen.

Nach Angaben Gabriels will Russland nun eine Untersuchu­ng des Angriffs in Chan Scheichun ermögliche­n. Sein russischer Kollege Sergej Lawrow habe ihm im Telefonat versichert, dass Moskau den Weg frei machen wolle, um vor Ort zu untersuche­n, »was denn nun tatsächlic­h dort geschehen ist«, sagte Gabriel. Er hoffe, dass dies »ein ernst gemeintes Angebot« sei.

Tillerson warf Russland vor, den mutmaßlich­en Giftgasang­riff in Syrien nicht verhindert zu haben. Er gab Russland im US-Fernsehsen­der ABC zwar keine direkte Mitschuld an dem Angriff. Moskau habe sich aber als »inkompeten­t« erwiesen oder sich von Damaskus »einfach überlisten lassen«.

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