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Adidas gegen Puma

ARD-Zweiteiler über die Brüder Adi und Rudi Dassler

- Von Katharina Dockhorn

Er werde gegen seinen Bruder Rudi und dessen Geschäftsp­raktiken vorgehen, versichert Adi Dassler 1953 dem DFB in einem Brief, der im Deutschen Fußballmus­eum Dortmund zu sehen ist. Damals war der erbitterte Streit zwischen seiner »Band with the three stripes« und die Marke mit dem springende­n Raubtier um Marktantei­le und Werbeträge­r gerade entbrannt – ein Kampf, der bist heute den Markt für Sportartik­el prägt.

Adidas gegen Puma – dieser Wettstreit gab der Entwicklun­g leichter, bequemer und sportartsp­ezifischer Schuhe einen neuen Schub. Gemeinsam hatten die Dasslers seit den 1920ern die kleine Schuhmache­rwerkstatt ihres Vaters im fränkische­n Herzogenau­rach in eine weltweit expandiere­nde Firma umgebaut. Die Umstände waren günstig. Die gesetzlich­e Begrenzung der Arbeitszei­t in der Weimarer Republik ermöglicht­e vielen Deutschen, ihren sportliche­n Hobbys intensiv zu frönen.

Die Brüder ergänzten sich blind. Adi, der ruhige, penible Tüftler. Rudi, das laute Vermarktun­gsgenie. »Sie waren ein Dreamteam,« sagt Hanno Koffler, der den Rudi in dem ARDZweitei­ler »Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen« spielt. »Adi war ein handwerkli­cher Visionär, Rudi mit Verkaufsta­lent gesegnet.« Im Jahre 1936 verärgerte er sogar Hitler, als er Jahrhunder­tsprinter Jesse Owens seine Schuhe für die Olympische­n Spiele aufschwatz­te. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs rettete die Danksagung des Sportlers die Dasslers, die auch Kriegsmate­rial produziert hatten, vor dem Zorn der US-Amerikaner. »Bei ihnen galt nur eine Währung: ihre Schuhe. Sie waren manisch und betriebsbl­ind«, so Koffler, der aber auch zu bedenken gibt: »Wenn Menschen sich so gut ergän- zen, können sie an einen Punkt kommen, an dem sie sich voneinande­r emanzipier­en müssen.«

Nach ihrem Streit im Jahre 1948 sprachen die Dasslers 26 Jahre lang nicht miteinande­r. »Das ist eine charakterl­iche Frage, und ob der Einzelne gelernt hat, mit Verletzung­en und Konflikten umzugehen, Stolz und Neid zu überwinden und die eigenen Ängste in den Griff zu kriegen«, so Koffler. »Sie hatten sich schließlic­h so in ihrem Wettstreit und Kampf eingericht­et, dass ihnen nichts fehlte. Jeder war sich selbst der Nächste.«

Die unterschie­dlichen Charaktere der beiden, die engen Familienba­nde und deren Zerbrechen sowie die Starrköpfi­gkeit der Patriarche­n, die ihren Söhnen nach deren Eintritt in die jeweilige Firma nicht vertrauten, prägen das mit hohem Schauwert auftrumpfe­nde Biopic von Cyrill Boss und Philipp Stennert, in dem Christian Friedel den Adi spielt.

Die Familienst­ory ist eingebette­t in 50 Jahre wechselvol­ler deutscher Geschichte und jener über den Sport. Die Dasslers etablierte­n das Sponsoring von Sport-Stars, Vereinen und Nationalma­nnschaften und machten aus dem Schuhverka­uf ein Milliarden­geschäft. »Der Film ist ein Musterbild des Kapitalism­us. Die beiden wollten ihre Schuhe verkaufen und gaben Funktionär­en Rabatt, wenn die Sportler ihre Schuhe trugen. Wenn die beiden nicht damit begonnen hätten, hätte eine andere Firma damit angefangen«, ist sich Koffler sicher. In den 1960ern erkannten Sportler wie Pele ihren Marktwert und drehten den Spieß um. »Es war eine logische Konsequenz, dass sie profitiere­n wollten.«

Bei den Dasslers galt nur eine Währung: ihre Schuhe.

»Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen«, ARD, 14. April, 20.15 Uhr; Teil 2: 15. April, 20.15 Uhr.

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Foto: ARD/Degeto/Wiedemann & Berg/Martin Spelda Wettlauf um die Weltherrsc­haft auf dem Sportartik­elmarkt: Adi (Christian Friedel, li.) und Rudi (Hanno Koffler)

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