Gebremster Umbruch
Deutsche Fußballerinnen auf mühsamen Weg zur EM
Steffi Jones nahm erst einmal einen großen Schluck Cola, dann äußerte sie ihren großen Wunsch für die Zeit bis zur Europameisterschaft: »Ich hoffe, dass sich keine Spielerin mehr verletzt und wir komplett in die Vorbereitung gehen«, sagte die Bundestrainerin der deutschen Fußballerinnen.
Das mühsame 2:1 (1:1) am Sonntagabend gegen Kanada hat gezeigt, dass die ständigen Ausfälle den von Jones eingeleiteten Umbruch bremsen. Rund drei Monate vor der Titelverteidigung in den Niederlanden weckte der zerfahrene Auftritt in Erfurt wenig Hoffnung auf den neunten EMTriumph Deutschlands. »Wir finden uns spielerisch schon gut zurecht, in der Organisation fehlt es aber noch«, sagte Jones, der beim vorletzten EM-Test elf Spielerinnen fehlten. In der am 18. Juni beginnenden Vorbereitung haben die Olympiasiegerinnen also noch viel Arbeit vor sich.
Ihren Optimismus ließ sich Jones aber nicht nehmen. »Ich bin total guter Dinge und voll auf Kurs«, betonte die 44-Jährige. Dass vor der Endrunde nur noch die Generalprobe am 4. Juli in Sandhausen gegen Brasilien ansteht, wird laut Jones kompensiert: »Wir werden in der Vorbereitung auch gegen Jungs spielen, da werden wir auch gefordert.«
In die Trainingslager, das machte die Bundestrainerin klar, wird sie nur fitte Kandidatinnen mitnehmen. Das langzeitverletzte Trio Melanie Leupolz, Simone Laudehr und Lena Goeßling muss bis Saisonende Vereinsspiele absolviert haben, sonst wird es für die eigentlichen Stammkräfte nichts mit der Europameisterschaft.
Berechtigte Hoffnungen auf ein EM-Ticket darf sich aber Linda Dallmann machen. Die zur Halbzeit eingewechselte 22-Jährige erzielte mit einerDirektabnahme den späten Siegtreffer (86.). »Es war natürlich ein schönes Gefühl, gerade hier vor so einer Kulisse mein erstes Tor zu schießen«, sagte die nur 1,58 Meter große Spielerin aus Essen und fügte hinzu: »Ich gebe eigentlich lieber die Vorlagen.«
Von der Trainerin erhielt Dallmann nach ihrem vierten Länderspiel ein Sonderlob: »Sie war sehr agil, hat die Zweikämpfe angenommen und konnte Akzente setzen.« Die selbstbewusste Newcomerin war wegen der Verletzung von Felicitas Rauch nachnominiert worden und nutzte glatt ihre Chance. »Ich weiß, dass sehr viele Spielerinnen das Potenzial für den EM-Kader haben. Da will man sich natürlich zeigen.«