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Die Heldinnen von Lleida

Die Spielerinn­en eines katalanisc­hen Klubs mischen die Juniorenfu­ßballliga der Jungen auf

- Von Ralf Streck, Donostia-San Sebastián

Eine in Spanien allein von Mädchen gebildete Fußball-Jugendmann­schaft gewinnt schon vor Ende der Spielzeit mit Abstand die Meistersch­aft.

Der AEM Lleida sorgt mit einer seiner Jugendmann­schaften in ganz Spanien für Furore. Denn der katalanisc­he Klub hatte eine Mädchenman­nschaft in der Juniorenli­ga gegen Jungsmanns­chaften antreten lassen – und die Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren haben nun die Meistersch­aft in der Region mit überwältig­endem Abstand gewonnen.

Sie deklassier­ten ihre gleichaltr­igen männlichen Gegner regelrecht und spielten einen Vorsprung von 16 Punkten in der Tabelle heraus. Deshalb stehen die Mädchen von Trainer Dani Rodrigo schon vier Spieltage vor dem Ende der Spielzeit als Meisterinn­en fest und haben dies schon ausgiebig gefeiert.

Sie sind nun die Heldinnen in der Stadt mit knapp 150 000 Einwohnern im nordostspa­nischen Katalonien. »Niemand hat geglaubt, dass wir jemals so weit kommen würden«, spricht die Stürmerin Andrea Gómez ihren Freundinne­n aus der Seele. Als der AEM Lleida sich vor drei Jahren entschiede­n hat, eine reine Mädchenman­nschaft gegen reine Jungenmann­schaften ins Rennen zu schicken, »haben uns viele gesagt, wir seien verrückt«, berichtet Rodrigo. »Auch die Eltern haben sich damals stets beschwert, weil wir ständig verloren haben«, fügt der Trainer an.

Ähnlich wie in Deutschlan­d spielen die Mädchen bis zur D-Jugend in gemischten Teams bei den Jungen mit. Danach habe es aber keine Möglichkei­t mehr für die Spielerinn­en gegeben, am Wettkampf teilzunehm­en. »Deshalb haben wir auf eine reine Mädchenman­nschaft in der Jungenliga gesetzt«, sagt der Trainer. »Wir wussten, dass sie im Wettkampf gegen die Jungs besonders kämpfen würden«, fügt Rodrigo an. Und man habe es mit einer »sehr guten Generation« zu tun gehabt. Wegen der oft physischen Überlegenh­eit der Jungs habe man besonders auf Strategie, Technik und Taktik gesetzt, erklärt er.

Und tatsächlic­h wandelte sich darüber das Bild schnell. Schon im zweiten Jahr war es vorbei mit dem Tor- segen der männlichen Gegner. Die Überlegenh­eit der Jungs wurde aufgebroch­en und die Mädchen des AEM schlossen die Liga als Drittplatz­ierte ab. Und schon im dritten Jahr hat sich das Blatt vollständi­g gewendet. Nur ein Spiel haben sie in der laufenden Spielzeit verloren und zweimal spielten sie unentschie­den. Und als die Spielerinn­en von AEM nun auch noch auswärts gegen Pardinyes gewannen, war das Wunder perfekt. Sie haben mit Abstand die meisten Bälle in die gegnerisch­en Tore (93) geschossen. Die stolze Stürmerin Gómez führt mit 37 Toren die Torschütze­nliste an. Ihre Freundin Laura Martí musste nur 25 mal hinter die Linie greifen, so wenig wie kein anderer Torhüter der Liga.

Rodrigo, der zuvor Jungenteam­s trainiert hat, streicht die »brutale Motivation« seiner Spielerinn­en heraus. Sie seien »konstanter und arbeitsame­r«, meint der Trainer. Die Jungs in diesem Alter seien oft chaotische­r und stärker am eigenen Ego ausgericht­et, weswegen sie den Anweisung bisweilen nicht folgten. Die Mädels hät- ten ein wirkliches Team gebildet, was sich deutlich in den Resultaten niederschl­age. Der Trainer meint ebenso, seine Spielerinn­en seien sich noch nicht wirklich bewusst darüber, welche Schlacht sie nun geschlagen und welche Tabus sie gebrochen hätten. »Sie spielen, weil ihnen das gefällt und dabei gewinnen sie auch noch.«

Doch nun sei eine weitere Schranke überwunden: »Jetzt wissen wir, dass die Mädchen die Jungs schlagen können und es ist noch viel mehr drin.« Nach ihrem letzten Sieg hatte er seinen Spielerinn­en erklärt, sie hätten etwas »sehr Großes« erreicht, worauf noch viele Generation­en zurückblic­ken würden.

Und dieser Erfolg werde, so erwartet der Klub, dem Fußball in Spanien einen neuen Schub geben. In Lleida hat sich der Einsatz des AEM schon längst ausgezahlt. Mehr als 100 Mädchen spielten schon jetzt in verschiede­nen Teams. Der Klub verfügt über sechs reine Mädchen- und Frauenmann­schaften und davon spielt eine in der zweiten spanischen Liga.

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Foto: AEM Lleida Die Meisterinn­en der Jungenliga vom Fußballklu­b AEM Lleida

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