Zurück zur Normalität
Borussia Dortmund bewies nach dem Anschlag trotz der Niederlage gegen AS Monaco Kraft und Willen
BVB-Trainer Thomas Tuchel hat nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus vehement für Menschlichkeit und gegen ein knallhartes Termindiktat plädiert.
Für Thomas Tuchel stellt sich in diesen Tagen eine grundlegende Frage: Wie können er als Trainer und seine BVB-Profis es schaffen, den Sprengstoffanschlag so zu verarbeiten, dass Ängste, Beklemmungen und Zweifel auf ein halbwegs erträgliches Maß reduziert werden? Tuchel versuchte sich an einer Antwort: »Wir müssen einen Weg finden. Den Weg zurück zum Spaß und zur Sinnhaftigkeit.«
Es könnte helfen, dass der Fußball ein Produkt der Schnelllebigkeit ist. Und dass es schon so kurz nach dem Attentat heißt: Weiter geht’s. Aber wie? Mit Fußball. Mit Fußball am Sonnabend von 15.30 Uhr an gegen Eintracht Frankfurt. Und dann auch wieder mit Marco Reus: Nach sechs Wochen Zwangspause wegen einer Oberschenkelblessur kehrt der 27 Jahre alte Nationalspieler gegen die Hessen zurück.
Energie, psychische Kraft, den Willen, die Folgen des Attentats irgendwie in den Griff zu bekommen – das wird eine Basis sein, um in der aktuellen Extremsituation auch auf dem Rasen bestehen zu können. Dass die BVB-Profis dazu in der Lage sind, bewiesen sie vor allem in der zweiten Spielhälfte beim 2:3 in der Champions League gegen AS Monaco. Tuchel bewertete die erste Spielhälfte als »durchgehend ordentlich«. Nach der Pause sei es dann »eine tolle Leistung« gewesen.
Einer wird gegen Frankfurt aber fehlen: Marc Bartra. Doch als Tuchel auf den Spanier zu sprechen kam, konnte der Trainer trotz allem schon wieder dezent scherzen: »Er würde am liebsten schon am Samstag mit Ganzarmgips spielen.« Dass er das wegen seiner fünften Gelben Karte gar nicht hätte tun dürfen, war Tuchel verständlicherweise entgangen. Bartra war bei dem Anschlag am Dienstag an Hand und Arm verletzt worden – nun aber will er laut Tuchel bei seiner Genesung, für die vier Wochen angesetzt sind, »alle Rekorde brechen«.
Die überwältigenden Solidaritätsbekundungen und die unglaubliche Zuneigung der Borussia-Fans könnten sicherlich dazu beitragen. Schon gegen Monaco beeindruckten sie auf der Tribüne mit einem riesigen »BVB« in Schwarz und Gelb.
Was kann BVB-Trainer Tuchel noch tun? Mit seinen Spielern reden, ihnen die Angst nehmen. Und dann sollen sie »versuchen, das Spiel auf dem bestmöglichen Level zu spielen«. Dies wird eine Extremaufgabe sein in diesen schwierigen Tagen. Ein Psychologe soll dabei allen zur Seite stehen. »Denn es ist wahnsinnig schwer, das erklären zu wollen und begreifbar zu machen«, sagte Tuchel zum Sprengstoffanschlag. Den wollen er und seine Spieler schon in der Begegnung mit Frankfurt »wegdrücken«. Oder es zumindest versuchen.