nd.DerTag

Marshallpl­an für den Süden

Lösung für Krisenländ­er: Investiere­n statt Sparen

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Während Neoliberal­e und Neokonserv­ative staatliche Finanzprob­leme durch striktes Sparen lösen möchten und de facto die Probleme dadurch nur weiter verschärfe­n, haben Gewerkscha­ften und keynesiani­sche Ökonomen eine ganz andere Idee: Wird viel Geld produktiv in den Wirtschaft­skreislauf gespült, springt der Konjunktur­motor an, der Arbeitsmar­kt brummt, Steuereinn­ahmen und Sozialvers­icherungsb­eiträge sprudeln. Staaten sollten sich also mit Investitio­nen selbst aus einer Finanzkris­e herauszieh­en oder verhindern, überhaupt in eine solch missliche Situation zu gelangen. Nur was tun, wenn wie in Griechenla­nd die Einnahmen zu gering sind und die Kapitalmär­kte das notwendige Geld dafür nicht verleihen möchten?

So ist die Idee eines europäisch­en Marshallpl­anes entstanden, den sich insbesonde­re linke Parteien auf die Fahnen geschriebe­n haben. Wie nach dem Zweiten Weltkrieg sollten die Krisenländ­er durch große Summen quasi wiederaufg­ebaut und modernisie­rt werden. Investiert werden sollte in nachhaltig­e Energieerz­eugung und Verbrauchs­reduktion, in Bildung und Forschung, in moderne Verkehrsin­frastruktu­r und energieeff­iziente Gebäudesan­ierung. Finanzstar­ke soziale Schichten und ökonomisch stärkere Regionen müssen besonders zur Finanzieru­ng beitragen, wobei sich der Plan durch bessere Konjunktur irgendwann aber selbst finanziere­n wird. Der Plan sollte vom Europaparl­ament demokratis­ch kontrollie­rt werden und wird als gesamteuro­päisches Projekt und nicht als Summe der Einzelinte­ressen der EU-Länder verstanden.

Auch hier gab es kein Durchkomme­n. Neoliberal­e Kräfte unter Führung der Bundesregi­erung sind gegen jegliche echte Solidaritä­t innerhalb der EU. Die Folge sind der Aufstieg von Nationalis­ten und EU-Exit-Tendenzen wie in Großbritan­nien.

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