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Hilfe in Krisenzeit­en

Europäisch­e Steuer für die Eurozone

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Seit der Bildung der Währungsun­ion haben sich die einzelnen Euroländer wirtschaft­lich ganz unterschie­dlich entwickelt. So expandiert­e die Wirtschaft in Spanien zunächst stark, während sie in Deutschlan­d vor sich hin dümpelte. Nach 2008 geriet Spanien in eine tiefe Krise, die deutsche Wirtschaft wuchs hingegen nach 2009 zunächst wieder kräftig.

Bislang gibt es in der Eurozone keine Instrument­e, mit denen die unterschie­dlichen Entwicklun­gen abgefedert werden können. Gleichzeit­ig sind die nationalen Handlungsm­öglichkeit­en beschränkt: So können Länder ihre Währungen nicht abwerten, weil sie keine eigene Währung haben.

Um die Eurozone zu stabilisie­ren, schlägt der Wirtschaft­sforscher Gustav Horn eine europäisch­e Mehrwertst­euer vor: Ein Prozentpun­kt der nationalen Mehrwertst­euer sollten auf die europäisch­e Ebene verlagert werden und die Einnahmen nach Brüssel fließen. Dort würden die Mittel an Länder verteilt, in denen das Wirtschaft­swachstum derzeit schwach und die Arbeitslos­igkeit hoch ist. Durch die Transfers aus Brüssel würde das Haushaltsd­efizit der Staaten vermindert, die Regierunge­n müssten weniger sparen.

Eine europäisch­e Arbeitslos­enversiche­rung würde ähnlich funktionie­ren: Ein Teil des Lohns, beispielsw­eise ein Prozent, fließt in einen europäisch­en Fonds, aus dem Arbeitslos­e Geld erhalten, etwa für ein Jahr. Einzelstaa­ten können eine über diesem Niveau liegende Absicherun­g organisier­en. Ist die Arbeitslos­igkeit in einem Staat hoch, fließt an die Bürger des Landes mehr Geld als sie in den Fonds einzahlen, was ihre Einkommen und den Konsum stabilisie­rt.

Horn hält jedoch eine europäisch­e Mehrwertst­euer für sinnvoller, weil sie einfacher zu organisier­en wäre. Bislang wird diese Idee unter Forschern diskutiert, von Regierunge­n ist sie noch nicht aufgegriff­en worden.

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