Die Jugend wählt Marine
Industrielle Arbeiterschaft und unterer Mittelstand sind Hauptstützen der FN
Die Jugend und die Arbeiterschaft – an diesen sozialen Gruppen prallte in den 1960er Jahren in Westdeutschland die NPD ab, die damals die ersten Wahlerfolge für die extreme Rechte in Deutschland nach 1945 hatte. Heute zählen diese Gruppen in mehreren europäischen Ländern zu jenen, die überdurchschnittlich stark für die extreme Rechte stimmen. Dies festzustellen, ist zweifellos ein negativerer Befund, als würde es sich beim Votum für die extreme Rechte vor allem um eine Angelegenheit von Älteren respektive »Ewiggestrigen« sowie Kleinbürgern handeln.
Bei der französischen Front National zählen die junge Generation, die industrielle Arbeiterschaft sowie der untere Mittelstand zu den Hauptstützen ihres wahlpolitischen Einflusses. Was die unter 25-jährigen Wahlberechtigten betrifft, so haben laut den Instituten IFOP und Cevipof zwischen 27 und 30 Prozent von ihnen vor, bei der Präsidentschaftswahl für Marine Le Pen zu stimmen. Die Chefin der FN wäre damit die stärkste Kandidatin in dieser Altersgruppe. Unter der Kernarbeiterschaft erreicht der Wert gar an die 40 Prozent. Allerdings will in beiden Fällen rund die Hälfte der Wahlberechtigten überhaupt keine Stimme abgeben, und die Umfragewerte beziehen sich nur auf diejenigen, die eine Wahlteilnahme planen. Zudem haben relevante Teile der Arbeiterschaft mangels französischen Passes auch kein Stimmrecht.
Regionale Hochburgen der FN sind Nordostfrankreich und Lothringen einerseits, die französische Mittelmeerküste und vor allem ihr östlicher Teil andererseits. Die soziale Zusammensetzung ist dabei höchst unterschiedlich: überwiegend »proletarisch« im Norden; eher von den Mittelklassen bis zur oberen Mittelschicht geprägt im Süden.