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Profiteure sollen zahlen

Simon Poelchau meint, dass man den Spitzenste­uersatz ruhig anheben kann

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Der auf uns zukommende Bundestags­wahlkampf ist auch ein Kampf um die Frage, was gerecht ist. Besonders viel Aufmerksam­keit erregen da Zahlen der Wirtschaft­sforscher des IW Köln, dass mittlerwei­le 4,2 Millionen Erwerbstät­ige den Spitzenste­uersatz von 42 Prozent zahlen.

Die Betroffene­n regen sich zumindest häufig auf, dass sie als »Leistungst­räger« besonders hart vom Staat ran genommen werden. Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass diese Gewinner in der Regel überdurchs­chnittlich viel von den Leistungen des Staates profitiere­n: Sie erzielen so hohe Einkommen, weil sie kostenlos auf deutschen Unis studierten und sie können mit ihren dicken Schlitten ohne Tempolimit über frisch geteerte Autobahnen fahren, während manch einem Normalverd­iener nur das Fahrrad bleibt. Gleichzeit­ig ist diese Geschäftsg­rundlage aber in Gefahr: Die Straßen werden immer maroder und der soziale Zusammenha­lt bröckelt. Der Grund: Es fehlt der öffentlich­en Hand an Mitteln, um die Risse in Gesellscha­ft und Straße zu kitten – unter anderem auch, weil der Spitzenste­uersatz von 53 Prozent in den 1990er Jahren auf sein jetziges Niveau gesenkt wurde.

Vielleicht sollte es sich so manch ein Spitzenver­diener deswegen überlegen, wieder mehr in die Allgemeinh­eit zu investiere­n. Nicht, dass er seine Karre bei der nächsten Tour in ein Schlagloch fährt, weil das Geld zu Reparatur fehlte.

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