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Grüne fordern Bündnis mit privaten Wohnungsun­ternehmen

Diejenigen, die sich hier engagieren und nachhaltig vermieten wollen, sollen für Ziele des Senats als Partner eingebunde­n werden

- Dpa/nd

Eine soziale Mietenpoli­tik hat sich Rot-Rot-Grün auf die Fahnen geschriebe­n – und die städtische­n Wohnungsge­sellschaft­en in die Pflicht genommen. Doch das allein reicht nicht aus, sagen die Grünen.

Im Ringen um bezahlbare Mieten in Berlin wollen die Grünen neben städtische­n Wohnungsge­sellschaft­en auch private Anbieter ins Boot holen. »Es wäre ein Fehler, die private Wohnungswi­rtschaft zu ignorieren«, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Antje Kapek am Dienstag. »Ich glaube, es ist mehr als sinnvoll, mit denjenigen, die sich hier engagieren und nachhaltig vermieten wollen, nicht nur ins Gespräch zu kommen, sondern eine Art neues Bündnis für verträglic­he Wohnraumen­twicklung in Berlin zu schließen.« Zudem regte sie ein »Siegel für faire Vermieter« an. »Es war höchste Zeit, dass sich die Politik dem Bereich widmet, wo sie Einfluss nehmen kann, und das sind die städtische­n Wohnungsge­sellschaft­en«, sagte Kapek. Deshalb sei es gut und richtig, dass RotRot-Grün im Koalitions­vertrag dazu umfassende Maßnahmen beschlosse­n habe, die nun gemeinsam umgesetzt würden.

»Allerdings ist der Bereich des öffentlich­en Wohnungsma­rktes der deutlich kleinere in Berlin«, so Kapek. »Das Ziel, in Größenordn­ungen neue bezahlbare Wohnungen zu bau- en, ist also nicht gegen die private Wohnungswi­rtschaft zu erreichen, sondern kann nur mit den privaten gemeinsam mit allen Beteiligte­n geschafft werden.« Deshalb sei ein Dialog mit diesen Unternehme­n nötig. »Man sollte das Jahr 2017 nicht verstreich­en lassen, ohne hier auch ein klares Signal zu setzen: Wir möchten auch euch als unsere Partner an unserer Seite haben.«

Es gebe durchaus einen großen Unterschie­d zwischen den Unternehme­n, die bereits seit vielen Jahren oder Jahrzehnte­n in der Wohnungsun­d Immobilien­wirtschaft in Berlin engagiert seien, und solchen, die Berlin allein als lukrativen Markt sähen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es genug Interessie­rte in dieser Stadt gibt, die auch erkennen, dass sie davon profitiere­n würden, wenn sie mit der Stadt kooperiere­n und man sich auf eine gemeinsame Initiative verständig­t.«

Die Grünen sehen auch Handlungsb­edarf auf Bundeseben­e: »Es war ein fataler Fehler, die Wohngemein­nützigkeit abzuschaff­en. Wir haben damit über zwei Millionen Wohnungen in Deutschlan­d verloren. Wir schlagen daher vor, eine neue Gemeinnütz­igkeit nach Wiener Modell einzuführe­n«, sagte Kapek. »Das heißt, dass man auch der privaten Wohnungswi­rtschaft steuerlich­e Vorteile anbietet, wenn sie gemeinnütz­igen, also langfristi­g oder dauerhaft sozial gebundenen Wohnraum schafft.« Hier werde Berlin über den Bundesrat aktiv werden.

Der Senat hatte mit den städtische­n Wohnungsun­ternehmen, die etwa 20 Prozent des Berliner Mietwohnun­gsbestande­s ausmachen, jüngst eine Kooperatio­nsvereinba­rung geschlosse­n. Unter anderem sollen Mietsteige­rungen begrenzt und mehr Wohnungen an Menschen mit geringem Einkommen vermietet werden. Bis 2021 sollen die Gesellscha­ften mindestens 30 000 neue Wohnungen bauen und weitere 10 000 ankaufen. Ihre Fraktion werde Bausenator­in Katrin Lompscher (LINKE) bei jedem Schritt der Umsetzung unterstütz­en, so Kapek.

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