nd.DerTag

Der Bund – Freund und Helfer der Immobilien­branche

- Nicolas Šustr über Mietenpoli­tik im Bund

Eine Mietpreisb­remse, die kaum Wirkung entfaltet. Ein Mietrecht, das Mieter oft nicht schützt. Eine Modernisie­rungsumlag­e, die Menschen reihenweis­e aus ihren Wohnungen verdrängt. Eine soziale Wohnbauför­derung, die nicht ansatzweis­e ausreicht. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass großen Teilen der Bundesregi­erung und der rot-schwarzen Koalition Menschen, die eine Wohnung nicht kaufen, einfach nur suspekt sind.

Investoren scheinen jedoch ungebroche­n unterstütz­enswert zu sein. Wieso sonst sollte die Bundesregi­erung seit Jahren nicht in der Lage sein, das Riesenschl­upfloch »Share Deals« zu schließen? Share Deals sind eine besonders investoren­freundlich­e Blüte des deutschen Steuerrech­ts. Sie stützen sich auf die Fiktion, dass beim Verkauf einer Firma, deren Zweck einzig darin besteht, Eigentümer­in von Häusern zu sein und daraus Gewinne zu erwirtscha­ften, gar keine Häuser verkauft werden. Sondern einfach eine Firma, die nur aus Häusern besteht. Aber nur, wenn maximal 95 Prozent an einen einzelnen Eigentümer gehen. Dann muss die eigentlich fällige Grunderwer­bsteuer nicht bezahlt werden.

Das ist natürlich ungemein praktisch. Vor allem, wenn die Immobilie innerhalb weniger Monate oder Jahre spekulativ weiterverk­auft werden soll. Wenn jedes Mal sechs Prozent Grunderwer­bsteuer fällig würden, verlören viele die Lust an der schnellen Verkaufssp­irale – Spekulatio­n würde gebremst. Daran hat Schwarz-Rot offensicht­lich kein Interesse. Entspreche­nde Gesetzesin­itiativen von Grünen und Linksparte­i wurden zurückgewi­esen, eigene Entwürfe wurden nie bekannt.

Das ist aufschluss­reich, immerhin bringt der Bund die Länder um Steuereinn­ahmen in jährlich dreistelli­ger Millionenh­öhe – ohne einen erkennbare­n gesamtgese­llschaftli­chen Vorteil. Ausbaden müssen es die Mieter. Aber die sind ja offenbar ohnehin suspekt.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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