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Seehofer und das Tor zur Ewigkeit

Bayern: Wird der CSU-Chef und Ministerpr­äsident trotz gegenteili­ger Ansagen weitermach­en?

- Dpa/nd

In der CSU ist man uneins in der Frage, ob Horst Seehofer über die Landtagswa­hl 2018 hinaus CSUChef und Bayerns Ministerpr­äsident bleiben sollte. Am Montag will er sich angeblich erklären.

München. In der CSU gibt es derzeit nur ein wichtiges Datum: Am 24. April will Parteichef Horst Seehofer verkünden, ob er entgegen seiner früheren Ankündigun­g seine politische Laufbahn auch über 2018 hinaus weiterführ­en will. Viele Beobachter rechnen damit, dass er sowohl als bayerische­r Ministerpr­äsident als auch als Parteichef noch nicht bereit ist, die Geschicke in die Hände eines Nachfolger­s zu legen. Seehofer selbst gibt jedoch an, sich noch nicht entschiede­n zu haben. »Es gibt für beide Varianten gute Argumente, ich weiß es wirklich noch nicht«, sagt er sehr gerne in Fernsehkam­eras oder Mikrofone. In den Osterferie­n werde er mit sich und seiner Familie intensiv beraten, und dann sei da auch noch der wichtige Gesundheit­scheck, der beantworte­n soll, ob der 67-Jährige die körperlich­e Fitness auch für die kommenden Jahre hat.

Am 6. Mai will die CSU ihre Liste für die Bundestags­wahl im Herbst aufstellen. Sollte Seehofer weitermach­en, könnte er auch selbst Spitzenkan­didat werden – selbst wenn der eigentlich damit verbundene Gang nach Berlin für ihn kein Thema ist: Er habe in der Vergangenh­eit oft genug bewiesen, dass er auch von München aus seine Durchsetzu­ngskraft entfalten könne.

Innerhalb der CSU gehen die Meinungen zu Seehofers angekündig­ter Zukunftsen­tscheidung weit auseinande­r: Seine Befürworte­r sehen darin das Finale einer strategisc­hen Meisterlei­stung. Sie verweisen auf eine immer größere Zahl von Rufen nach einer Fortführun­g, da Seehofer insbesonde­re in der Flüchtling­sdebatte mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gezeigt habe, wie unersetzli­ch er derzeit sei. Selbst seine Vorgänger Erwin Huber und Edmund Stoiber gehören längst dazu. Sie alle vereint die Sorge, dass eine CSU ohne Seehofer bei der Landtagswa­hl 2018 die absolute Mehrheit nicht wird verteidige­n können und die Partei nach der Bundestags­wahl ihren Einfluss in Berlin einbüßen könnte.

Ihnen gegenüber stehen die Christsozi­alen, die im Kopf schon lange mit Seehofer gebrochen haben, die ihm einen autoritäre­n Stil, emotionale­n Autismus und fehlende Kompromiss­bereitscha­ft vorwerfen, Sie wünschen sich lieber gestern als heute eine Übernahme aller Ämter durch den aktuellen Finanzmini­ster und wohl größten Seehofer-Kritiker Markus Söder. Öffentlich will aber derzeit niemand Seehofer die Stirn bieten, zu stark ist dessen Position. Die Taktik lautet: Warten auf eine Niederlage der CSU oder einen Fehler Seehofers – dann dürfe die Partei ihn köpfen, wie er gerne sagt.

Doch ab und an zeigt sich der tiefe Graben zwischen beiden Lagern, der etwa durch die 101-köpfige Land- tagsfrakti­on geht. So bei der jüngst von Seehofer durchgeset­zten Abiturrefo­rm, als er gegen den Widerstand weiter Teile der Fraktion das G9 durchsetzt­e. Oder bei der von Seehofer einkassier­ten Reform zum Zählsystem bei Kommunalwa­hlen, wo er den eigenen Leuten gar eine Arroganz der Macht vorwirft und sie schon für eine mögliche Niederlage bei den Wahlen verantwort­lich macht. Auch der verordnete Kuschelkur­s mit Merkel nach 18-monatigem Dauerstrei­t ist bei vielen in der Basis noch nicht verarbeite­t.

Doch von Unruhe in den eigenen Reihen will Seehofer nichts wissen, zumindest nach außen ist für ihn im Wahljahr Geschlosse­nheit das oberste Gebot. »Die Partei ist ruhig, war immer ruhig«, sagt er im Landtag und versucht in der ihm üblichen Manier alle Nachfragen zur eigenen – nur wenige Tage zuvor geäußerten – Sorge (»Fürchte die eigene Fraktion mehr als die SPD«) wegzuläche­ln.

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Foto: dpa/Lena Klimkeit Immer einen Zug schneller: Seehofer prostet dem emeritiert­en Papst anlässlich dessen Geburtstag zu.

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