Perfektionist und Spielerversteher
Trainer Don Jackson führte den EHC München zum zweiten Eishockeymeistertitel
Der US-Amerikaner Don Jackson ist mit sieben Titeln der Erfolgstrainer auf deutschem Eis. Nach seiner Siegesserie in Berlin startet er gerade in München eine neue Ära.
Der EHC Red Bull München schlug in der Neuauflage des vorjährigen Endspiels um die deutsche Eishockeymeisterschaft im fünften Finalmatch vor heimischer Kulisse die Grizzlys Wolfsburg mit 4:0 und feierte mit dem vierten Sieg in der »best of 7«-Serie den zweiten Titeltriumph nach 2016. Jubel auf dem Eis – doch der Münchner Erfolgstrainer Don Jackson blieb cool wie immer. Dabei hätte gerade er allen Grund gehabt, aus dem Anzug zu springen. Doch so etwas wird man bei Jackson nicht mal annähernd erleben.
Die Münchner, die nach der Hauptrunde mit 107 Punkten nur knapp vor Mannheim (106) lagen, überrollten in den Playoffs jeden Gegner: im Viertelfinale mit 4:0 Siegen Aufsteiger Bremerhaven, im Halbfinale mit 4:1 den DEL-Rekordmeister Eisbären Berlin und im Finale mit 4:1 Wolfsburg. Besonders bitter für die Niedersachsen, die beim dritten Finaleinzug zum dritten Mal nach 2011 (an Berlin) und 2016 (an München) scheiterten.
In der mit einem – hauptsächlich von Red Bull finanzierten – Rekordetat von mehr als 12 Millionen Euro auftrumpfenden Meistermannschaft gibt es einen Erfolgsgaranten: Don Jackson. Hinter der Bande wirkt er wie ein gutmütiger Bär, agiert stets betont zurückhaltend, zeigt wenig Emotionen, ist aber rundum ein Souverän. Dem 60-jährigen Familienvater aus dem US-Bundesstaat Minnesota umgibt der Ruf, ein Perfektionist und Spielerversteher zu sein.
»Donnie« machte die Eisbären Berlin zum unangefochtenen Ligaprimus und führte sie in seiner sechsjährigen Amtszeit von 2007 bis 2013 zu fünf Meistertiteln. Er verließ sie auf dem Höhepunkt seiner Trainerkarriere nach dem fünften Titelstreich. Nun leitet Jackson offenbar in München eine neue Ära ein. Mit insgesamt sieben Meisterschaften ist er auf deutschem Eis so erfolgreich wie kein anderer Trainer.
Jackson, der in seiner aktiven Zeit in der Nordamerikanischen Hockey Liga (NHL) als Verteidiger als großes Talent galt, zwischen 1982 und 1986 an der Seite des Weltstars Wayne Gretzky zweimal den berühmten Stanley Cup gewann und danach als Co-Trainer diverser NHL-Teams tätig war, kam 2005 nach Europa in die Deutsche Eishockey Liga (DEL). Fast in Vergessenheit geraten ist dabei, dass er bei seiner DEL-Premiere 2005 als Co-Trainer bei den Eisbären an der Seite von Pierre Page seinen Anteil am ersten Titelgewinn der Berliner hatte und in der folgenden Spielzeit die Düsseldorfer EG zur Vizemeisterschaft führte.
Seine Vita weist aber noch einen weiteren Titel auf. 2014 stieß er mit dem EC Red Bull Salzburg bis ins Finale der österreichischen Eishockey Liga (EBEL) vor. Dort unterlag Salzburg zwar dem HC Bozen, einem ausländischen Mitglied der Liga, und war damit EBEL-Vizemeister, wurde aber offiziell als österreichischer Meister geführt. Im Mai 2014 wechselte Jackson dann innerhalb der Red Bull GmbH nach München und drückte dort dem aktuellen deutschen Meister seinen Stempel auf.
Fragt man Jackson nach seinem Erfolgsrezept, zuckt er mit den Schultern. »Ich mache meinen Job und bin glücklich, mit solch großartigen Organisationen arbeiten zu dürfen. Unsere Spieler sind fantastisch, wir sind ein tolles Team«, sagte er bescheiden inmitten der Münchner Jubelgesänge. Seine Spieler wiederum sind voll des Lobes. »Es ist unglaublich, wie gut er ein Team führen kann. Er will, dass jeder Spieler Erfolg hat. Jeder fühlt sich bei ihm bestätigt. Ein Spielerversteher eben. Da kann man befreit aufspielen. Die Taktik macht Spaß. Man fühlt sich involviert«, sprach Verteidiger Konrad Abeltshauser für das gesamte Team.
Während die Spieler mit viel Bier und qualmenden Zigarren den Titel ausgelassen feierten, nippte Jackson nur kurz an seinem Glas. Auch hinsichtlich seiner Zukunft hielt er sich zurück. Sein Vertrag laufe noch eine Saison, mehr verriet er nicht.