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Keine Zeit zum Nachdenken

Dortmunds Fußballer wollen ihre Leichtigke­it zurück

- Von Heinz Büse dpa/nd

Torhüter Roman Bürki schreckt »nachts noch immer auf«, und auch bei Kapitän Marcel Schmelzer »ist das Gefühl leider nicht viel besser geworden«. Eine Woche nach dem Sprengstof­fanschlag auf den Teambus bereitet es den Dortmunder Profis weiterhin Probleme, das Trauma zu verarbeite­n. Viel Zeit dazu bleibt nicht. Schon am Mittwoch steht im Viertelfin­alrückspie­l der Champions League beim AS Monaco die bereits dritte Partie seit dem Attentat an, bei dem Innenverte­idiger Marc Bartra schwer verletzt wurde.

Für Bürki hat das auch Vorteile. »Es ist gut, dass wir einen so engen Spielplan haben und ich nicht auf der Couch sitzen und immer daran denken muss, was passiert ist«, sagte er der »Bild«. Aus Rücksicht auf die angeschlag­ene Psyche werden die Profis jenseits des Rasens entlastet. Anders als sonst

»Wir sind keine Träumer. Wir wissen, dass die Chance klein ist – aber es gibt eine.«

Hans-Joachim Watzke, BVB-Geschäftsf­ührer

stand beim Abflug der Mannschaft am Dienstagvo­rmittag von Dortmund nach Nizza kein Spieler für Interviews zur Verfügung. Die Statements gaben Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke und Sportdirek­tor Michael Zorc.

»Die Mannschaft hat in der vergangene­n Woche Außergewöh­nliches geleistet. Das gibt ihr Kraft«, sagte Watzke. Zorc verwies darauf, dass es wieder »in den Alltag, die Normalität« ginge. Die Verantwort­lichen gaben sich hinsichtli­ch der Aussichten, trotz des 2:3 im Hinspiel zum insgesamt vierten Mal das Halbfinale der europäisch­en Königsklas­se zu erreichen, als Realisten, vertrauten aber auch dem Potenzial der Borussia. »Wir sind keine Träumer. Wir wissen, dass die Chance klein ist – aber es gibt eine«, sagte Watzke.

Ein Erfolg könnte helfen, schneller zurück zur Leichtigke­it zu finden. Doch der Borussia steht eine Herkulesau­fgabe bevor. Nur zweimal in der Champions-League-Geschichte gelang es einem Team, nach einer Heimnieder­lage in der K.o.-Runde noch weiterzuko­mmen. Zudem gewann der Tabellenfü­hrer der Ligue 1 im laufenden Wettbewerb fünf seiner sechs Heimspiele. Nur Bayer Leverkusen gelang ein 1:1.

Große Hoffnungen setzen die Dortmunder in Marco Reus, der im Hinspiel noch gefehlt hatte. Wie wichtig der Nationalst­ürmer für den Bundesliga­vierten ist, stellte er bei seinem 45-minütigen Comeback im Spiel gegen Eintracht Frankfurt (3:1) unter Beweis. Reus belebte das Dortmunder Angriffssp­iel nicht nur wegen seines sehenswert­en frühen Treffers.

Im gut 18 500 Zuschauer fassenden Stade Louis II soll der nach sechswöchi­ger Zwangspaus­e von einem Muskelfase­rriss genesene Führungssp­ieler wenn möglich über die komplette Spielzeit zum Einsatz kommen. Schon einmal feierte Reus nach langer Verletzung­spause ein glänzendes Comeback in der Champions League. Beim 8:4-Gruppensie­g über Warschau erzielte er zwei Treffer und bereitete zwei weitere vor. »Marco ist ein Frühstarte­r«, sagte Zorc dem »Kicker«, »er kann das einfach.«

Übermächti­g ist der Gegner nicht. Nur mit Mühe gewann das Team von Trainer Leonardo Jardim die Generalpro­be gegen Aufsteiger Dijon 2:1. Erst die Einwechslu­ng von Kapitän Radamel Falcao brachte die Wende. Damit kann Monaco weiter auf den ersten französisc­hen Meistertit­el seit 2000 hoffen.

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