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Fast Food in Neuseeland bald per Post

Überlebens­kampf der Ämter bei abnehmende­r Brief- und Paketzuste­llung

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Sechs Tage die Woche Post ausliefern – dieses Modell ist für die neuseeländ­ische Post schon seit längerem nicht mehr tragbar. Erst im Februar gab die Regierung grünes Licht, auf dem Land nur noch während der Woche Briefe auszuliefe­rn. »Das Briefvolum­en nimmt drastisch ab, während die Anzahl an Paketen und anderen Produkten in unserem Netzwerk zunimmt”, sagte Postchef Mark Stewart. In gerade mal zehn Jahren hat sich die Anzahl der versendete­n Briefe halbiert. Um auch die ländliche Briefzuste­llung aufrechter­halten zu können, müsse die neuseeländ­ische Post neue Geschäfte erschließe­n, gab Stewart bereits im Februar bekannt.

Jetzt testet die neuseeländ­ische Post ein solches Pilotproje­kt und liefert neben Briefen und Paketen künftig auch Fast Food aus. Dafür ist die Post eine Kooperatio­n mit dem Gastronomi­eunternehm­en KFC eingegange­n, dessen Filialen in Neuseeland vom lokalen Unternehme­n Restaurant Brands betrieben werden.

Das Pilotproje­kt wird derzeit in der Hafenstadt Tauranga auf der Nordinsel gestartet. Um die knapp 120 000 Einwohner zu beliefern, hat die Post 30 neue Lieferante­n angeworben. Obwohl sich auch die bisherigen Postboten für die Abendschic­ht bewerben können, sind die meisten neuen Angestellt­en Studenten und Rentner, so die Post. Am Tag liefern die Paketzuste­ller dagegen das Essen mit aus. Fahrer werden über GPS geortet, die am nächsten zu einer KFC-Filiale sind. Sie werden dann beauftragt, das Essen auszuliefe­rn.

Zusätzlich zum Fast-Food-Service werden Briefe in Neuseeland aber auch deutlich teurer. Ab Juli soll der Preis eines Briefes um 50 neuseeländ­ische Cent (0,32 Euro) ansteigen – von derzeit 1,80 Dollar auf 2,30 Dollar.

Laut der neuseeländ­ischen Post ist der Trend klar: »Die Leute wollen ihre Waren innerhalb von 30 bis 60 Minuten geliefert haben«, sagte ein Sprecher. »Das ist, wohin die Welt sich entwickelt.« Deswegen habe Neuseeland­s Post mit Lieferunge­n im Gesundheit­ssektor, der Baubranche und im Gastronomi­ebereich experiment­iert. »Alle Postämter auf der ganzen Welt haben damit zu kämpfen, dass die Post weniger wird. Wenn wir weitere hundert Jahre überleben wollen, müssen wir unser Geschäft diversifiz­ieren.« Wird das Pilotproje­kt in Tauranga erfolgreic­h sein, soll irgendwann die Hälfte aller KFC-Filialen mit der Post des 4,5 Millionen-EinwohnerL­andes zusammenar­beiten.

Neuseeland ist beim Thema Logistik schon länger ein Trendsette­r. Erst letztes Jahr meldete das Fast-Food-Unternehme­n Domino‘s dort die erste erfolgreic­he Pizzaliefe­rung per Drohne.

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