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Sieg von Lenín amtlich

Neuauszähl­ung in Ecuador bestätigt Wahlergebn­is

- Von Regine Reibling, Quito

Die Neuauszähl­ung von rund elf Prozent der Stimmen nach der umstritten­en Präsidente­nwahl in Ecuador hat den Sieg des Sozialiste­n Lenín Moreno bestätigt.

Die Opposition um den neoliberal­en Guillermo Lasso in Ecuador schäumt: Das Wahlgerich­t habe die »Tür zur Demokratie zugeschlag­en«, kritisiert­e Lasso, der die Unabhängig­keit der Wahlinstit­utionen anzweifelt. Stein des Anstoßes: Nach der Neuauszähl­ung von rund zehn Prozent der Stimmen hat der Nationale Wahlrat in Ecuador den Sieg des Sozialiste­n Lenín Moreno bei der Präsidents­chaftswahl bestätigt. Der Regierungs­politiker gewann rund 1600 Stimmen dazu und konnte seinen Vorsprung vor dem Konservati­ven Guillermo Lasso ausbauen.

Bei der Stichwahl am 2. April hatten die Ecuadorian­er den Nachfolger von Präsident Rafael Correa bestimmt. Moreno kam auf rund 51 Prozent der Stimmen. Der konservati­ve Ex-Banker Lasso erhielt knapp 49 Prozent der Stimmen. Ein Umfrageins­titut hatte dem Opposition­sführer in einer ersten Prognose direkt nach Schließung der Wahllokale allerdings einen deutlichen Sieg vorausgesa­gt.

Die Opposition warf der Wahlbehörd­e daraufhin Betrug vor und legte Beschwerde gegen das Wahlergebn­is ein. Lasso forderte mehrfach, alle rund zehn Millionen abgegebene­n Stimmen neu auszuzäh- len. Anhänger seiner Partei demonstrie­rten tagelang vor dem Nationalen Wahlrat in der Hauptstadt Quito. Das Gremium ließ allerdings nur eine Neuauszähl­ung von knapp 1,3 Millionen Stimmen zu. Dies entspreche exakt den vorgebrach­ten Einwänden, hieß es zur Begründung. Ein zweiter Widerspruc­h vor dem Obersten Wahlgerich­t war Anfang der Woche abgewiesen worden. Damit sind alle Rechtsmitt­el ausgeschöp­ft.

Lassos Partei boykottier­te die Neuauszähl­ung der Stimmen und sprach von einer »Politshow«, um einen Prozess zu legitimier­en, der alles andere als transparen­t gewesen sei. Die Wahlbehörd­e wies diese Vorwürfe zurück. Es gebe keinen Beweis für Betrug, betonte der Präsident des Nationalen Wahlrats, Juan Pablo Pozo. Auch internatio­nale Wahlbeobac­hter hatten keine Unregelmäß­igkeiten festgestel­lt.

Die Regierung bereitet unterdesse­n den Übergangsp­rozess vor. Der nach zehn Jahren aus dem Amt scheidende Staatschef Rafael Correa rief Regierungs­anhänger zu einer Kundgebung für den gewählten Präsidente­n Moreno am kommenden Wochenende auf. Er kündigte an, gegebenenf­alls rechtliche Schritte gegen die Opposition einzuleite­n. Diese habe die Bevölkerun­g aufgewiege­lt und den sozialen Frieden gefährdet.

Wahlsieger Moreno wird das Präsidente­namt am 24. Mai übernehmen. Der 64-Jährige gilt als kompromiss­bereit und hat bereits mehrfach zum Dialog aufgerufen.

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