»Da läuft irgendetwas schief«
Mehr als die Hälfte der jungen Österreicher halten Hitler für nicht nur schlecht
Wien. Die Sehnsucht vieler Österreicher nach einem starken Mann an der Spitze des Landes ist einer Umfrage zufolge sehr ausgeprägt. Dabei ist insbesondere bei den jüngeren Befragten in der Altersgruppe bis 35 Jahren der Blick auf die braune Vergangenheit häufig nicht mehr getrübt. 55 Prozent dieser Altersgruppe sind der Meinung, dass der Nationalsozialismus in Österreich nicht nur schlecht gewesen sei.
Trotz aller Ausstellungen, Initiativen, Gedenkstätten und Bemühungen im Unterricht komme das Thema offenbar nicht an, schlussfolger- te der Historiker Oliver Rathkolb am Donnerstag bei der Vorstellung der Umfrage, die er im Auftrag des österreichischen Zukunftsfonds begleitete. »Da läuft irgendetwas schief.«
Ohnehin wird ein totalitärer Politikertyp in der Alpenrepublik immer beliebter. 43 Prozent der Befragten halten es für »sehr« oder »ziemlich« wünschenswert, wenn ein starker Mann das Land regierte. Allerdings sei nicht jeder Befürworter einer autoritären Führung auch für einen Systemwechsel weg von der Demokratie, meinte Rathkolb. Wohl gelte dies aber für 23 Prozent der Bevöl- kerung, die ausgeprägte totalitäre Einstellungen hegten. Der Wert sei im Vergleich zu einer Umfrage vor zehn Jahren um 11 Prozent gestiegen. Der Historiker sieht in der Verunsicherung vieler Menschen durch die Globalisierung einen wesentlichen Grund für eine Hinwendung hin zu autoritären Politikern.
Dennoch bleibe für eine große Mehrheit der Befragten die Demokratie weiterhin die beste Regierungsform, wenngleich sie in den vergangenen zehn Jahren an Zuspruch verloren habe, resümierte Rathkolb