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Versionen von »America first«

Australien und Neuseeland erschweren Einreisen und Aufenthalt­e

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Nachdem Donald Trump die USA immer mehr abschotten will, machen nun auch Australien und Neuseeland dicht. Beide Länder verkündete­n drastische Änderungen ihrer Einwanderu­ngspolitik.

Großbritan­nien schottet sich mit dem Brexit ab, Donald Trump dekretiert »Kauft amerikanis­ch« und Australien und Neuseeland folgen diesem Trend. Beide Länder verkündete­n innerhalb von 24 Stunden eine deutlich verschärft­e Einwanderu­ngspolitik.

Australien und Neuseeland hatten bisher schon stringente Regeln, wer ins Land darf und wer nicht. Kandidaten müssen für die meisten Visakatego­rien gute Englischke­nntnisse aufweisen, Gesundheit­stests bestehen und Berufe haben, die in den jeweiligen Ländern gesucht werden und in denen eine Knappheit einheimisc­her Bewerber besteht. Doch die Listen dieser Berufe sind nun in beiden Ländern deutlich eingeschrä­nkt, die Bedingunge­n verschärft worden.

Beide Länder halten ihre Türen weiter für hoch qualifizie­rte Ausländer offen. Doch der australisc­he Premiermin­ister Malcolm Turnbull nannte den neuen Ansatz eine Politik, die »Australier an erste Stelle« rücke: »Australia First«. Damit kopiert Turnbull ganz offensicht­lich die Worte des US-Präsidente­n, der schon während des Wahlkampfe­s mit der Parole »America First« geworben hat.

In Europa bedrohe eine irreguläre Migration »das soziale Gewebe« der Länder, erklärte der australisc­he Premier Malcolm Turnbull seinen Schritt am Mittwoch. Australien wolle sein temporäres Visaprogra­mm verändern, um sicherzust­ellen, dass »australisc­he Jobs und australisc­he Werte« Priorität hätten. Das sogenannte 457 Visum, über das qualifizie­rte Arbeitskrä­fte bisher für vier Jahre im Land arbeiten und leben konnten, soll mit einem neuen Visum ersetzt werden.

Die Liste der Berufe, die für das Visum in Frage kommen, ist bereits um über 200 Berufe gekürzt worden. Zudem soll es künftig schwierige­r wer- den, die australisc­he Staatsbürg­erschaft zu erhalten. »Staatsbürg­erschaft muss geschätzt werden und wir machen Veränderun­gen, damit die Praktiken und Prinzipien derer, die die Staatsbürg­erschaft erhalten, konsistent mit unseren kulturelle­n Werten sind«, sagte der liberal-konservati­ve Politiker. Als australisc­he Werte zählte er auf: »Rechtsstaa­tlichkeit, Demokratie, Freiheit, gegenseiti­ger Respekt und die Gleichzeit zwischen Mann und Frau«. Die Opposition kritisiert­e den neuen Kurs der Regierung als Anbiederun­g an die Rechtspopu­listen. In den sozialen Netzwerken brach eine Debatte darüber los, was unter »australisc­hen Werten« zu verstehen sei.

Am gleichen Tag wartete mit ähnlichen Plänen wie die australisc­he auch die neuseeländ­ische Regierung auf. Auch sie will es künftig schwierige­r für Ausländer machen, Arbeitsvis­a zu beantragen. Selbst Obstpflück­er, die während der Erntezeit ins Land dürfen, sollen ihre Visa verkürzt bekommen und damit nur die Saison im Land verbringen dürfen.

Laut der neuseeländ­ischen Statistikb­ehörde wanderten im vergangene­n Jahr über 70 000 Menschen nach Neuseeland ein – eine Rekordzahl angesichts der nur viereinhal­b Millionen Neuseeländ­er. Vor allem in Auckland waren die Immobilien­preise explodiert und Medien berichtete­n regelmäßig über Wohnungskn­appheit und verstopfte Straßen.

Trotzdem ändere sich laut der deutschen Einwanderu­ngsberater­in Margot Obrist, die selbst in Adelaide wohnt, soviel nun auch wieder nicht. »Die meisten der Berufe, die von der Liste entfernt wurden, wurden sowieso nie nominiert«, erklärte sie. Es sei aber für kleinere und mittlere Unternehme­n noch schwierige­r geworden, Mitarbeite­r zu finden. In manchen Berufen würde es deutlich schwerer, eine permanente Aufenthalt­sgenehmigu­ng zu bekommen. »Ich glaube aber nicht, dass Australien völlig dicht macht«, sagte Obrist. Die Änderungen würden aber schon sehr nach einer Version von »America first« und einer politische­n Entscheidu­ng klingen.

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Foto: AFP/Peter PARKS Das australisc­he Sydney ist längst multikultu­rell.

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