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Giftgas-Einsatz in Syrien bestätigt

Buskonvoi zur Evakuierun­g ins Stocken geraten

- Agenturen/nd

Berlin. Experten der Organisati­on für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) haben den Einsatz von Giftgas Anfang April in Syrien bestätigt. Dass bei dem Angriff auf den Ort Chan Scheichun Nervengas benutzt worden sei, sei unbestreit­bar, erklärte die Organisati­on am Mittwochab­end an ihrem Sitz in Den Haag. Die Analyse von Proben belege, dass es sich um Sarin oder ähnliche Substanzen handele. Sarin ist nach der Chemiewaff­en-Konvention verboten, der Syrien beigetrete­n ist. Angaben zu den Tätern machte die OPCW nicht. Sarin gehört zu den gefährlich­sten Nervengase­n. Selbst das Einatmen einer niedrigen Konzentrat­ion kann innerhalb weniger Minuten zum Tod führen. Der Generaldir­ektor der OPCW, Ahmet Üzümcü, kündigte weitere Ermittlung­en zu Chan Scheichun an.

Der Luftangrif­f auf Chan Scheichun in der Provinz Idlib hatte weltweit Empörung ausgelöst. Unter den mehr als 80 Opfern waren auch Kinder. Die USA und andere westliche Staaten sind überzeugt, dass das Regime von Baschar al-Assad das Giftgas einsetzte. Die Regierung in Damaskus und ihr Verbündete­r Russland bestreiten dies und beschuldig­en Rebellen. Die USA reagierten mit der Bombardier­ung eines syrischen Luftwaffen­stützpunkt­s.

Derweil ist die Evakuierun­g mehrerer belagerter Städte in Syrien ins Stocken geraten. Über 3000 Menschen saßen in der Nacht zum Donnerstag am Kontrollpu­nkt Raschidin fest, wie die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte mitteilte. In dem von Rebellen kontrollie­rten Ort waren am Samstag bei einem Anschlag auf einen Buskonvoi 126 Menschen getötet worden, darunter fast 70 Kinder.

Die Einwohner der von der syrischen Armee kontrollie­rten Städte Fua und Kafraja waren am Mittwoch gemäß einer Vereinbaru­ng zwischen Regierung und Rebellen mit etwa 60 Bussen zu dem Kontrollpu­nkt nahe Aleppo gebracht worden. Die Rebellen wollen ihre Weiterfahr­t laut der Beobachtun­gsstelle aber erst dann ermögliche­n, wenn die Regierung inhaftiert­e Aufständis­che freilässt.

Sie wollten die Konvois nicht passieren lassen, »bis 750 Häftlinge – Männer und Frauen – aus den Gefängniss­en der Regierung in die Rebellenge­biete gebracht werden«, erklärte die in Großbritan­nien ansässige Organisati­on weiter. Die Angaben der opposition­snahen Beobachtun­gsstelle, die sich auf ein Netz von Informante­n vor Ort stützt, können von unabhängig­er Seite kaum überprüft werden.

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